Von : Max Jäger

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Alleskönner für nur 100 Euro: Der OpenWrt One Router!

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NAS, VPN und mehr: Wie der OpenWrt One die Vielseitigkeit von Routern demonstriert. c’t 3003 hat diesen Open-Source-Router, der 100 Euro kostet, genau untersucht.

Der OpenWrt One kombiniert Wi-Fi 6 mit der Offenheit von Open-Source und bietet eine Flexibilität vergleichbar mit einem Schweizer Taschenmesser. Ob als Zentrum für VPN-Verbindungen, als NAS-System oder als Reiserouter – dieser Router für 100 Euro bringt Funktionen mit, die man bei Standardgeräten vergeblich sucht. Allerdings erfordert die Einrichtung ein gewisses Maß an Fachwissen und Geduld, da sie nicht für Anfänger geeignet ist. c’t 3003 erklärt, weshalb der OpenWrt One dennoch überzeugen kann.

(Anmerkung: Dieses Transkript dient jenen, die das obige Video nicht sehen können oder möchten. Der Text bildet nicht alle visuellen Informationen ab.)

Schaut euch das an, hier haben wir den OpenWrt One. Ein vollständig offener Router, der nur 100 Euro kostet. Was bedeutet offen? Sowohl die Hardware als auch die Software sind Open-Source. Und was bringt das? Ihr könnt mit diesem Gerät fast alles machen, was ihr wollt – sicherlich viel mehr als mit den üblichen kommerziellen Routern. Ihr könnt nicht nur mehr einstellen, sondern auch einfach Software darauf installieren. Im zugehörigen App Store findet ihr fast 10.000 Softwarepakete. Ich habe zum Beispiel AdGuard Home mit einem Klick installiert, direkt auf dem Router. Cool, oder? Dass ich „App Store“ in Anführungszeichen gesagt habe, liegt daran, dass es eigentlich nur eine lange Liste von Paketmanagern ist. Man muss also genau wissen, was man tut.

Und genau dieses Wissen ist entscheidend beim OpenWrt One. Die Lernkurve ist steil, aber ich war motiviert. Und Netzwerkprofi Andrijan hat mir auf meiner OpenWrt-Reise gut geholfen. Am Ende haben wir etwas wirklich Cooles mit dem Gerät gemacht – etwas, das man mit einem Standard-Router nicht erreichen könnte. Bleibt dran!

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Erst einmal das Offensichtliche: Der Router trägt den Namen OpenWrt One, weil er OpenWrt als Betriebssystem nutzt. Um zu erklären, was OpenWrt ist, muss ich ein bisschen ausholen. Also, es gab einmal einen Router von Linksys, den WRT54G, im Jahr 2002. Die integrierte Software nutzte einen modifizierten Linux-Kernel. Das war erlaubt, doch die zugrundeliegende Lizenz, die GNU GPL, verlangt, dass der veränderte Quellcode veröffentlicht wird. Linksys hatte dies zunächst unterlassen, gab nach monatelangem Druck der Community jedoch nach und veröffentlichte fast den gesamten Quellcode – lediglich die Treiber für den WLAN-Chipsatz fehlten.

Die Open-Source-Community hatte somit Zugriff auf eine vollständige Router-Software, die seitdem unter dem Namen OpenWrt weiterentwickelt wird – schon über 20 Jahre lang. Die Software läuft auf einer Vielzahl unterschiedlicher Routermodelle, über 1.800 werden mittlerweile unterstützt, darunter sowohl veraltete als auch einige moderne Modelle wie der Asus TUF AX6000 oder die Fritzbox 7530.

Es kann allerdings schwierig sein, OpenWrt auf kommerzielle Router zu installieren, und es kann vorkommen, dass nicht für alle Funktionen des Routers Treiber vorhanden sind, was einige Features unbrauchbar macht. Deshalb gibt es jetzt den ersten offiziellen OpenWrt-Hardware-Router, entwickelt von der OpenWrt-Community in Zusammenarbeit mit dem Hardware-Hersteller BananaPi. Der OpenWrt One kann beispielsweise über AliExpress für etwa 100 Euro bestellt werden – manchmal ein paar Euro mehr, die Preise schwanken.

Die Hardware ist durchaus leistungsfähig: schnelles Wi-Fi 6, ein flotter ARM-Dual-Core-Prozessor mit 1,3 GHz, zwei Ethernet-Ports, leider nur einer davon mit 2,5 Gigabit. Der andere bietet nur ein Gigabit. Für OpenWrt-Verhältnisse ist viel RAM vorhanden, nämlich ein Gigabyte. Die Software käme auch mit 128 Megabyte aus. Das Gerät ist also zukunftssicher. Drei Merkmale sind besonders ungewöhnlich. Erstens, es gibt einen M.2-Slot für eine SSD, der mit PCI-Express 2.0 angebunden ist. Möglich sind damit 500 Megabyte pro Sekunde Bruttotransferrate. Man kann also einfach eine SSD einstecken und sich ein einfaches NAS konfigurieren.

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Und das haben wir getestet: Wir maßen große Dateien mit 150 Megabyte schreibend und 170 Megabyte lesend – das sind sehr gute Werte für ein einfaches Router-NAS, deutlich besser als viele andere kommerzielle Router mit dieser Funktion. Was angekündigt ist, aber derzeit noch nicht funktioniert: Es soll irgendwann möglich sein, auch von der SSD direkt zu booten, um beispielsweise echte Linux-Distributionen darauf zu starten. Aber das ist, wie gesagt, noch nicht fertig.

Die zweite ungewöhnliche Funktion ist der sogenannte Mikrobus-Sockel, der über GPIO-Pins – also General Purpose Input/Output – das Anschließen selbst gebauter Hardware an den Router ermöglicht, beispielsweise Sensoren. Das dritte Merkmal ist, dass das Gerät nahezu unmöglich zu zerstören ist. Wenn man den Router irgendwie gebrickt hat, schaltet man einfach diesen Schalter hier hinten auf NOR, und damit lässt sich der Router wiederbeleben. Neben dem 256-MB-großen NAND-Flash-Speicher, auf dem das System installiert ist, gibt es noch einen schreibgeschützten 16-MB-Flash-Chip, auf dem ein Bootloader gespeichert ist, der das Gerät im Notfall zurücksetzen kann.

Toll. Und auch ohne Notfallfunktion: Der Router lässt sich wirklich in fünf Sekunden zurücksetzen. Das bedeutet, man muss keine Angst haben beim Experimentieren. Wenn etwas schiefgeht: Zack, zurück auf Null. Alles einfach. Aber nur auf der Kommandozeile. Und das muss ich wirklich dazu sagen: Man muss beim OpenWrt One wirklich Lust auf Basteln haben. Und man sollte bedenken, dass keinerlei Modem integriert ist. Das bedeutet, man benötigt entweder einen zusätzlichen Router mit Modem oder ein separates Modem, was jedoch eher selten ist.

Und ich muss zugeben: Als mein Netzwerkkollege Andrijan mir von dem Gerät erzählte, dachte ich: Wow, für 100 Euro ein Wi-Fi-6-Router, das ist super. Ich wollte sofort ein Video darüber machen. Ich habe den OpenWrt One als meinen Haupt-Alltagsrouter getestet. Dann meinte Andrijan jedoch: Nein, für den Alltag ist das nichts. Es ist eher ein Bastel-Router. Und ich so: Was ist ein Bastel-Router? Das habe ich jetzt aber verstanden. Und ich versuche, euch das in diesem Video auch zu erklären. Dabei ist wirklich dieser eine Punkt wichtig: Man kann das Gerät einfach komplett zurücksetzen. Ich kann also herumexperimentieren, ohne dass etwas passieren kann. Das finde ich psychologisch schon mal einen großen Vorteil bei diesem Gerät.

Und ich zeige euch jetzt auch, was ich mit der steilen Lernkurve am Anfang meinte. Also, ich habe den OpenWrt One bei mir angeschlossen und ja, ich kam nicht auf die grafische Benutzeroberfläche, obwohl ich die richtige IP-Adresse eingegeben hatte. Stellte sich heraus: Die grafische Benutzeroberfläche von OpenWrt, namens LuCI, ist gar nicht vorinstalliert. Warum? Weil die Router-Software noch nicht als finales Release existiert, sondern nur als sogenannte Vorab-Snapshot-Version. Und da ist LuCI nicht vorinstalliert. Das bedeutet, man muss über SSH, also über die Kommandozeile, auf den Router zugreifen und LuCI manuell nachinstallieren.

Also mal nachsehen, wie das geht, mit LuCI in der offiziellen Dokumentation. Aha, okay, alles klar: opkg install luci. Fehlermeldung. Oh, okay. Es stellt sich heraus: Seit Kurzem ist opkg nicht mehr der standardmäßig vorinstallierte Paketmanager, sondern das Ganze heißt jetzt apk. Also: apk install luci? Nein, das geht auch nicht. Es heißt jetzt apk add luci. Steht aber hier auf der offiziellen Support-Seite nicht drauf. Musste ich selbst herausfinden – beziehungsweise hat Andrijan mir da auf die Sprünge geholfen. Sobald es die OpenWrt-One-Software als finales Release gibt, wird LuCI natürlich vorinstalliert sein. Das passiert dann nicht mehr. Aber ich finde, diese Anekdote zeigt ganz deutlich, was mit „Bastel-Router“ gemeint ist.

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Hat man LuCI erst einmal installiert, kann man sich über einen Browser in den Router einloggen. Und ja, okay, das ist jetzt auch nicht ganz so einfach zu verstehen wie die Benutzeroberfläche einer Fritzbox. Aber wirklich cool! Es gibt hier zum Beispiel diesen Paketmanager, von dem ja schon die Rede war. Unter “System > Software” kann ich dann einfach Sachen installieren, zum Beispiel AdGuard Home zum Malware- und Werbefiltern. Falls ihr nicht wisst, wozu das gut ist: Wir haben schon mal ein Video über Pi-hole gemacht. Das ist im Prinzip das Gleiche wie AdGuard Home.

Generell ist das Ganze aber ein bisschen sperrig, würde ich sagen. Dennoch haben sich grundlegende Dinge mir irgendwie selbst erklärt. Hier zum Beispiel: Wenn man WLAN hinzufügen will, wählt man aus, ob es 2,4 GHz oder 5 GHz sein soll. Dann klickt man auf “Add”, gibt bei ESSID den gewünschten Namen ein, stellt bei “Channel” auf “Auto” (wenn ihr keinen eigenen Channel vorgeben wollt), wählt unter “Wireless Security” die Verschlüsselung aus, zum Beispiel WPA3, und gibt dann bei “Key” das gewünschte Passwort ein. Am Ende klickt man auf “Save & Apply”.

Das unterscheidet sich erst mal nicht so grundlegend von normalen Routern. Aber mit OpenWrt kann ich beispielsweise viele WLANs anlegen. Bei normalen Routern gibt es oft höchstens ein Gast-WLAN, und das war’s dann auch schon. Mit OpenWrt sind mir da keine Grenzen gesetzt. Schaut mal hier, so sieht das bei mir aus: sechs WLANs! Ja, versucht das mal mit eurem normalen Router.

Jetzt fragt ihr euch vielleicht: Ja, Gast-WLAN ausgeschaltet, verstehe ich. Aber wozu braucht man denn noch mehr WLANs? Da hatte ich tatsächlich einen echten Anwendungsfall. Ich wollte auf einem Notebook das umstrittene Microsoft-Feature “Windows Recall” installieren. Das war zu dem Zeitpunkt in der Dev-Version noch USA-only und wurde offenbar in Deutschland nicht ausgeliefert. Auch ein VPN auf dem Notebook selbst hat nicht geholfen, da der erste Kontakt mit dem Internet immer noch eine deutsche IP-Adresse hatte. Also wollte ich es mit einer komplett zurückgesetzten Windows-Installation versuchen, deren erster Internetkontakt direkt amerikanisch ist.

Das geht, indem sich der Router in die USA tunnelt und der Windows-Rechner sich direkt mit dem Router verbindet – quasi virtuell in den USA. Keine Berührung mit einer deutschen IP-Adresse. Und das funktioniert mit einer Fritzbox und meinem VPN-Anbieter so nicht, weil die Fritzbox nur IPsec und WireGuard unterstützt, mein VPN-Anbieter aber beides nicht. OpenWrt hingegen kann OpenVPN, und das unterstützt mein VPN-Anbieter. Also habe ich OpenVPN in OpenWrt konfiguriert – mit Login, Passwort und allem Drum und Dran.

Und zack, konnte ich dann auf dem Notebook tatsächlich “Windows Recall” installieren. Und dann dachte ich mir: Wie cool wäre es, wenn der Router gleich mehrere WLANs aufspannen könnte, und jedes wäre in ein anderes Land getunnelt? Dann könnte ich zum Beispiel mit meinem Fernseher in verschiedene WLANs einwählen, um unterschiedliche Inhalte bei Streaming-Anbietern zu sehen. Je nach Land ist das ja unterschiedlich.

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Okay, vielleicht denkt ihr jetzt: Das klingt ein bisschen speziell. Aber VPNs direkt im Router zu verdrahten, hat noch andere Vorteile. Zum Beispiel kann man damit Geräte ins VPN holen, auf denen man eigentlich keinen VPN-Client installieren kann – wie Fernseher, eine Nintendo Switch oder andere WLAN-Geräte. Ich finde es ziemlich elegant, dass man, wenn man mal ein VPN nutzen will, einfach in das entsprechende WLAN wechselt. Man braucht keine Client-Software installieren oder pro Gerät konfigurieren, sondern macht das einmal auf dem Router, und fertig.

Wenn euch das noch nicht überzeugt hat, dann habe ich noch ein weiteres Feature: die Reiserouter-Software “Travelmate”. Wer viel reist, kennt das Problem mit nervigen Hotel-WLANs, bei denen man sich immer durch Captive-Portale klicken muss oder nur ein Gerät verbinden kann. Mit dem OpenWrt One regelt die Travelmate-Software den Uplink zum Hotel-WLAN und erstellt ein eigenes privates WLAN, in das ihr beliebig viele Geräte einbinden könnt. Und voilà: kein Gefrickel mehr mit Captive-Portalen und begrenzter Gerätezahl.

Der OpenWrt One ist kein Alltagsrouter – das wird er auch nie, allein schon, weil kein Modem eingebaut ist. Aber wenn ihr Lust auf Netzwerk-Basteleien habt, wie meine VPN-WLANs, oder den Router als Reiserouter nutzen wollt, dann könnte er genau das Richtige für euch sein. Er ist ein echtes Schweizer Netzwerktaschenmesser für abseitige Netzwerkideen. Wollt ihr einfach nur einen Router, der eure Geräte schnell und zuverlässig ins Netz bringt, dann ist das wahrscheinlich nichts für euch. Aber wenn ihr basteln wollt, solltet ihr euch das Ding mal anschauen.

Ich muss sagen, dass ich während meiner Experimente mit dem OpenWrt One sehr viel über Netzwerke gelernt habe – über Routing, VLANs und andere Dinge, oft ohne es direkt zu merken. Es hat mir echt Spaß gemacht! Wie sieht es bei euch aus? Würdet ihr so etwas interessant finden? Könntet ihr das gebrauchen? Oder sagt ihr: Ich will meinen Rundum-Sorglos-Router und fertig? Schreibt es gern in die Kommentare! Tschüss!


c’t 3003 ist der YouTube-Channel von c’t. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen und Lukas Rumpler sowie die Video-Producer Şahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.

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