Red Bull wird oft beworben, dass es „Flügel verleiht“. Wissenschaftler haben nun jedoch eine weitere bemerkenswerte Eigenschaft entdeckt: Das darin enthaltene Taurin kann den Alterungsprozess verlangsamen und somit zu einer längeren Gesundheitsspanne beitragen.
Taurin, auch bekannt als 2-Aminoethansulfonsäure, ist eine semi-essenzielle Aminosäure, die eine Schlüsselrolle in vielen physiologischen Prozessen spielt und als Antioxidans dient. Es wirkt blutdrucksenkend, entzündungshemmend und steigert die Leistungsfähigkeit. Daher ist es ein häufiger Bestandteil von Energydrinks. Der menschliche Körper kann Taurin aus der Aminosäure Cystein synthetisieren, es wird jedoch auch über die Muttermilch aufgenommen. Die empfohlene maximale Tagesdosis beträgt etwa sechs Gramm, was ungefähr 100 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht entspricht.
Hinweis: Die Einnahme von Taurin ohne medizinische Aufsicht sowie der übermäßige Konsum von Energy-Drinks wird von Experten dringend abgeraten.
Taurin: Verlangsamung des Alterns
Forscher spekulieren schon seit einiger Zeit, dass Taurin eine wichtige Rolle in den Alterungsprozessen des Menschen spielen könnte. Die Aminosäure ist in zahlreiche körperliche Abläufe involviert, die im Laufe des Lebens nachlassen. Zudem wurde bereits festgestellt, dass der Taurinspiegel in verschiedenen Geweben und Organen mit dem Alter abnimmt. Ein Forscherteam um Parminder Singh von der Columbia University in New York hat sich daher dieser Hypothese angenommen.
„Wir wollten herausfinden, ob der Rückgang von Taurin ein Faktor im Alterungsprozess sein könnte und ob es die gesunde Lebensspanne beeinflusst“, erklären die Wissenschaftler. Sie überprüften bei Mäusen, Rhesusaffen und Menschen die Taurinkonzentrationen im Laufe des Lebens und bestätigten, dass diese in höherem Alter signifikant geringer sind.
Erhebliche Verlängerung der Lebensdauer
Aber hat der Taurinmangel direkte Auswirkungen auf typische Alterungsprozesse? Könnte eine erhöhte Zufuhr von Taurin den physischen und mentalen Abbau verzögern? Diese Fragen untersuchten Singh und sein Team. In ihren Versuchen erhielten mittelalte Tiere Taurin mit dem Futter in Mengen, die ihre Taurinspiegel auf die junger Individuen anhoben. Bei Mäusen waren dies 1.000 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht, bei Affen 250 Milligramm pro Kilogramm.
Das Ergebnis: Die Lebensdauer der Mäuse verlängerte sich im Vergleich zu unbehandelten Kontrolltieren um zwölf Prozent. Gleichzeitig verbesserte sich ihr Gesundheitszustand deutlich: „Die mit Taurin behandelten Mäuse zeigten verbesserte Muskelkraft, neuromuskuläre Koordination, erhöhte Knochendichte, bessere Glucosetoleranz und gesteigertes Gedächtnis sowie reduzierte Ängstlichkeit“, berichten die Forscher. Ähnliche „verjüngende“ Effekte wurden auch bei den Rhesusaffen beobachtet.
Länger leben & länger gesund bleiben
Die positiven Effekte zeigten sich auch auf zellulärer Ebene: „Das Taurin verlangsamte die Zellalterung und schützte vor Telomerase-Mangel und der Verkürzung der Telomere“, berichtet das Team. Zusätzlich wurden Fehlfunktionen der Mitochondrien unterdrückt, DNA-Schäden reduziert und Entzündungen gehemmt. „Die Taurin-Gabe verbesserte die Funktion nahezu jedes untersuchten Organs und verlängerte damit auch deren gesunde Lebensspanne“, erklären die Forschenden. „Taurin scheint somit alle etablierten Indikatoren des Alterns zu beeinflussen“, ergänzen Singh und sein Team. Die alternden Tiere lebten nicht nur länger, sondern blieben auch länger gesund und geschützt vor altersbedingten Krankheiten.
Jungbrunnen Taurin: Auch beim Menschen?
Aber funktioniert das auch beim Menschen? Bisher gibt es nur indirekte Hinweise darauf. Singh und sein Team analysierten Gesundheitsdaten von fast 12.000 Teilnehmern einer großen britischen Langzeitstudie und stellten fest, dass auch beim Menschen eine Korrelation zwischen Taurinspiegel und verschiedenen altersbedingten Krankheiten besteht. Menschen mit niedrigem Taurinspiegel litten häufiger an Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, chronischen Entzündungen und erhöhten Cholesterinwerten. Auch ihr Bauchfett war stärker ausgeprägt als bei Personen mit höheren Taurinspiegeln.
„Obwohl diese Korrelation noch keinen Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang darstellt, deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass ein Taurinmangel zum menschlichen Altern beiträgt“, schlussfolgern die Wissenschaftler. Ein weiteres Indiz dafür lieferte die Beobachtung, dass der menschliche Körper beim Sport verstärkt Taurin produziert. „Dies lässt vermuten, dass zumindest einige der positiven Gesundheitseffekte von körperlicher Aktivität durch diesen Anstieg der Taurinwerte erklärt werden könnten“, mutmaßen Singh und sein Team.
Forscher sehen Potential für „Wundermittel“
Insgesamt legen diese Ergebnisse nahe, dass Taurin tatsächlich als Anti-Aging-Mittel wirken könnte. Daher sollten als nächstes klinische Studien durchgeführt werden, die den verjüngenden Effekt des Taurins bei Menschen untersuchen, empfehlen die Forschenden. „Taurin hat einige Vorteile: Es wird von unserem Körper produziert und ist natürlich in unserer Nahrung vorhanden. Bisher sind keine toxischen Effekte bekannt“, erklärt Seniorautor Vijay Yadav von der Columbia University.
Auch andere Wissenschaftler, die nicht an der Studie beteiligt waren, bewerten die Ergebnisse als vielversprechend: „Dieses Ergebnis ist bedeutsam, da es Taurin als einen neuen Wirkstoff etabliert, der möglicherweise auch das gesunde Altern beim Menschen fördern kann“, kommentiert Sebastian Grönke vom Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns in Köln. „Ich gehe davon aus, dass die Ergebnisse aus den Tiermodellen auch auf den Menschen übertragbar sein werden.“
Taurin in Energy Drinks & Nahrungsergänzungsmitteln
Allerdings warnen alle Forschenden davor, nun Taurin im Selbstversuch einzunehmen. Zwar ist diese Substanz in Nahrungsergänzungsmitteln und anderen Präparaten enthalten und frei erhältlich. Welche Folgen eine hochdosierte Einnahme hat, ist jedoch noch unklar. „Obwohl die Einnahme von Taurin als relativ sicher gilt, gibt es derzeit keine Studien, die eine Taurinaufnahme in so hohen Dosen über einen längeren Zeitraum verfolgt haben“, sagt Grönke. „Daher würde ich derzeit auf jeden Fall von Selbstversuchen abraten.“
Auch ein erhöhter Konsum von taurinhaltigen Energydrinks ist nicht ratsam. Denn diese Getränke enthalten neben dem Taurin oft viel Zucker sowie andere Wirkstoffe wie Koffein, die bei Überdosierung gesundheitsschädlich sein können.
Das Original dieses Beitrages erschien zuerst bei unserem Partner scinexx.de.
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