Von : Max Jäger

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Gedankenlesen mit Ohrstöpseln? Unser Test des revolutionären Naqi!

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Ein Ohrstöpsel in jedem Ohr ermöglicht die Steuerung von Technologie durch Gedanken: Das ist das Versprechen von Naqi. Wir haben das Gerät getestet.





Das Brain-Computer-Interface (BCI), oft ein Thema in der Science-Fiction, wird laut Naqi nun alltagstauglich: Ein Set von Ohrstöpseln ermöglicht die Steuerung von Computern ohne Hände oder Stimme. Wir haben das auf der CES erlebt.

(Anmerkung: Dieses Transkript dient Personen, die das obige Video nicht sehen können oder möchten. Der Text spiegelt nicht alle visuellen Informationen wider.)

Seht her, ich schalte eine Lampe ein und aus, ohne meine Hände oder Stimme zu benutzen, nur mit diesem Gerät in meinem Ohr. Nach etwas Übung kann man damit einen Computer vollständig steuern, wie es Dave Segal demonstriert. Er ist der Gründer von Naqi, dem Unternehmen hinter diesem Ohr-Gadget. Das renommierte Inc. Magazine hat sogar behauptet, dass diese Ohrstöpsel für Neuralink, das Unternehmen mit den Gehirnimplantaten, eine Bedrohung darstellen könnten.

Handelt es sich bei Naqi also um ein Gehirninterface? Um den heiligen Gral der Techniksteuerung? Wir klären das in diesem Video und testen das Gerät natürlich selbst. Bleibt dran!

Liebe Hacker und Internetnutzer, willkommen zu diesem Beitrag…

Gehirninterfaces, ein Kernthema für jeden Cyberpunk-Fan, spätestens seit Spielen wie Shadowrun und Büchern wie Neuromancer. Die direkteste Verbindung zwischen Mensch und Maschine ist die direkte Kommunikation zwischen Gehirn und Technologie, ohne lästige Benutzeroberflächen oder Sprachbefehle.

Am Ende dieser Entwicklung steht die direkte Stimulation des Gehirns, die keine Bildschirme oder VR-Headsets mehr benötigt, sondern die gewünschten Erlebnisse direkt abrufbar macht. Doch wir sind noch weit davon entfernt. Die andere Richtung, also Gehirn zu Computer, ist weniger spektakulär, aber bereits machbar.

Das zeigt zum Beispiel Noland Arbaugh, ein querschnittsgelähmter Mann mit einem Neuralink-Implantat, der damit einen Mauszeiger steuern kann, wie in diesem Video gezeigt. Aber das ist invasiv, da wird tatsächlich ein experimentelles Implantat in den Kopf eingepflanzt, mit allen damit verbundenen Risiken. Dass dies kein Massenprodukt ist, versteht sich von selbst.

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Naqi hingegen besteht nur aus einem kleinen Ohr-Headset und ermöglicht das Gleiche. Zumindest zeigt das Naqi-Erfinder Dave Segal. Wir haben beobachtet, wie er einen Computer ohne Hände bediente. Und dann war ich dran.

Ich war sehr gespannt, denn ich hatte noch nie etwas mit meinem Gehirn gesteuert. Doch dann kam eine kleine Enttäuschung. Es stellte sich heraus, dass es nicht mein Gehirn war, das die Lampe steuerte, sondern meine Gesichtsmuskeln. Genauer gesagt die elektrischen Impulse meiner Muskeln, wenn ich sie benutzte.

Um die Lampe einzuschalten, musste ich meine Kaumuskulatur kurz anspannen und wieder entspannen. Das funktionierte anfangs nur, wenn ich auf meine Zähne biss. Die Entwickler von Naqi sagten jedoch, dass man das mit Übung auch ohne Zähne könnte.

In dieser Demo bewegte ich einen Cursor nach rechts und links, indem ich meine Pupillen kurz in die entsprechende Richtung bewegte. Das war faszinierend, denn auch diese kurze Bewegung der Augen erzeugte einen messbaren elektrischen Impuls am Ohr.

So steuerte ich auch diese Demo, die nicht nur auf dem Bildschirm, sondern auch auf einer AR-Brille angezeigt wurde. Das war praktisch, weil ich so die Anleitung für ein Klemmbaustein-Set hin- und herschalten konnte und beide Hände frei hatte. Da ich jedoch bereits eine Brille trug, wollte ich die AR-Brille nicht darüberziehen, um meine Brille nicht zu zerkratzen, also nutzte ich den Bildschirm.

*Live-Situation bei der Demo*

Jetzt bin ich beim Mario-Button und wechsle über den Star-Wars-Button zum Pokémon-Button. Ich kann jetzt hier das Puzzle lösen. Ich kann den Schieberegler nach rechts bewegen. Ich muss nur zuerst hier klicken. Aber seht, wie ich schneller werde. Ich glaube, es ist wirklich nur eine Frage der Gewöhnung. Man wird tatsächlich schneller, wenn man übt.

*Ende Live-Situation*

Also: Pupille nach links – der Cursor geht nach links. Pupille nach rechts – Cursor nach rechts. Einmal Kaumuskeln anspannen war quasi Links-Klick, zweimal war Rechts-Klick, und dreimal die Escape-Taste. Es dauerte keine Minute, bis ich das bedienen konnte. Aber es waren auch nur fünf unterschiedliche Zustände. Das war noch recht einfach.

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Ich hätte auch gerne die komplette Maussteuerung ausprobiert, wie es Dave Segal vorgemacht hatte. Aber das würde zu viel Übung erfordern, und das war nicht Teil der Demo, die ich bekommen hatte.

Naqi erklärte mir, dass die Maussteuerung über Mikro-Kopfbewegungen funktioniert, also über ein ganz normales Gyroskop, was ehrlich gesagt ein wenig unspektakulär ist.

Naqi ist definitiv keine Vaporware – die Technik funktioniert wirklich, wie ich selbst festgestellt habe. Die Frage bleibt jedoch, ob sie auch funktioniert, wenn man sich nicht intensiv darauf konzentriert, sondern sie nebenbei nutzen möchte. Uns wurde die Vision vermittelt, dass man damit verschiedene Geräte nahtlos steuern kann. Das hört sich zunächst cool an, aber ich glaube, dass dies eine erhebliche mentale Anstrengung erfordert.

Und wie sieht es zum Beispiel bei Verkehrsmitteln aus? Wenn es etwas wackelt, kann das System dann immer noch die Mikrogesten zuverlässig auswerten? Naqi ist kein klassisches Brain-Computer-Interface (BCI), sondern ich würde es eher als alternatives Eingabegerät bezeichnen, das mit einem Gyroskop und Elektromyografie arbeitet – also die elektrische Aktivität in Muskeln misst.

Klassische nicht-invasive Brain-Computer-Interfaces, die nicht im Kopf eingebaut werden, nutzen EEG. Sie messen die elektrische Aktivität direkt im Gehirn, die von Neuronen verursacht wird. Solche Geräte gibt es schon lange, wie zum Beispiel die Produkte von Emotiv, Muse oder Neurocity.

Obwohl es natürlich total cool ist, mit dem Emotiv Epoch X für etwa 1000 Euro ein Gerät zu haben, mit dem man ein 14-Kanal-EEG schreiben und experimentieren kann, sind das alles, würde ich sagen, keine alltagstauglichen Gehirneingabegeräte. Wie zuverlässig kann man aus diesen EEG-Daten unterschiedliche Befehle herauslesen? Und alleine das Aufsetzen solcher Geräte ist fummelig.

Wenn ihr jetzt sagt, „Ich habe auch schon Videos gesehen, wo Leute mit einem Emotiv Epoch X einen Computer steuern oder Spiele spielen“ – ja, aber wenn man da mal genau hinschaut, dann ist das in den meisten Fällen auch nur die Messung von elektrischen Strömen, die durch die Anspannung von Muskeln entstehen. Das steht auch so in der Dokumentation von Emotiv. Von den 14 EEG-Sensoren sind acht so angeordnet, dass sie auch Signale von Gesichtsmuskeln und Augen empfangen – genau wie Naqi das macht.

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Noch einmal: Die Naqi-Technologie hält, was sie verspricht, und kommt definitiv in einem praktischeren Formfaktor als bisherige BCI-Headsets – eben ohrstöpselartig. Die Frage ist nur, wer braucht das? Wer will das? Für querschnittsgelähmte Menschen könnte Naqi lebensverändernd sein, auch wenn es bereits viele andere Ansätze gibt, zum Beispiel Mundcontroller.

Laut Naqi richtet man sich aber an alle Menschen, weil die Entwickler davon ausgehen, dass Naqi am Ende der Interface-Evolution steht. „Unsere Vision ist es, der universelle Standard für die Steuerung von Geräten zu werden“, steht etwas ambitioniert auf der Website.

Ich bin gespannt, wann die neuralen Ohrstöpsel wirklich auf den Markt kommen und wie teuer sie dann sein werden. Testen würde ich sie auf jeden Fall gerne.

Wie seht ihr das? Würdet ihr so etwas nutzen? Würdet ihr so etwas gerne haben? Schreibt es gerne in die Kommentare und vergesst nicht zu abonnieren. Tschüss!

Heise Medien ist offizieller Medienpartner der CES 2025.


c’t 3003 ist der YouTube-Channel von c’t. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen und Lukas Rumpler sowie die Video-Producer Şahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.



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