Die Generationen und die Technik
Sibylle lehnte am Ufer des Flusses, der seit ihrer Kindheit ihr ständiger Begleiter war. Die dunklen Fluten, die kleine Fische, Zweige und Nährstoffe mit sich führten, registrierte sie kaum. Als Kind hatte sie oft hier gestanden, getrieben von einer dunklen Vorahnung und einer Sehnsucht – doch wonach genau? Hatte sie es je gefunden?
In ihrer Hand hielt sie ein zitterndes Licht, ein Geschenk ihrer Enkel von vor einigen Jahren. „Das ist ein Smartphone“, hatte Lucas erklärt, dabei gelächelt und ein wenig herablassend gelacht. Mussten die Dinge ständig neue Namen bekommen?, hatte sie sich gefragt. Früher nannte man es einfach „Handy“. Aber nein, es musste nun „Smartphone“ heißen. Lucas‘ spöttisches Grinsen, als sie das Wort aussprach, fand sie unbegründet. Im Gegensatz zu ihm hatte sie nie Englisch gelernt. Und wenn sie an sein letztes Schulzeugnis dachte, hatte er kaum Grund, stolz auf sein Englisch zu sein. Trotzdem hatte sie ihm 50 Euro zugesteckt. „Smartphone“ – an diesen Ausdruck hatte sie sich erstaunlich schnell gewöhnt, es war immer griffbereit, im Gegensatz zu ihren Enkeln.
Anfangs war sie unsicher, wie sie das Gerät nutzen sollte; sie verwendete es hauptsächlich zum Telefonieren. Doch dann, eines Abends beim Doppelkopf mit ihren Freundinnen, kam das Thema auf soziale Netzwerke. Hilde zeigte ihr, was man damit alles machen konnte. Zuerst musste man ein Profil erstellen, was etwas kompliziert war, aber Hilde half ihr. Sie konnte Bilder von Hildes Enkeln und deren Abenteuern sehen. Ob sie wohl auch Fotos ihrer eigenen Enkel finden würde? „Das hängt davon ab, ob sie auch Profile dort haben“, meinte Hilde und grinste. „Schauen wir nach!“
Tatsächlich hatten Lucas, Anne, Jeanette und Louis Profile, nur die kleine Marga nicht. Lucas‘ Fotos waren etwas albern, doch sie passten irgendwie zu ihm. Annes Bilder konnte sie nicht sehen – Hilde erklärte, dass diese nur für Annes „Freunde“ sichtbar waren. „Aber ich bin doch ihre Großmutter!“, hatte Sibylle entrüstet aufgerufen, woraufhin alle lachten. Später erklärten sie ihr, dass „Freunde“ in diesem Kontext etwas anderes bedeuteten. Ein Klick genügte, um eine Freundschaft zu schließen. Eigentlich waren zwei Klicks nötig – der Angesprochene musste zustimmen. Und mit einem Klick konnte man die Freundschaft auch wieder beenden, und das konnte jeder für sich entscheiden.
Sibylle sendete Freundschaftsanfragen an alle ihre Enkel. Dann klickte sie auf Jeanettes Profil. Sie konnte deren Bilder sehen, obwohl sie offiziell noch nicht befreundet waren. Sibylle war schockiert: so viel nackte Haut! Und das konnte jeder sehen! Hilde meinte, das sei heutzutage normal, aber Petra warnte: „Es ist gefährlich. Man weiß nie, wer die Bilder sieht.“ Mit einem unguten Gefühl ging Sibylle nach Hause. Sie hatte im Laufe ihres Lebens genug Männer kennengelernt, um zu wissen, dass nicht jeder diese Bilder sehen sollte.
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Experte für Popkultur und Filmfan, erkundet Max Jäger die Welt der Unterhaltung mit neugierigem und lockerem Blick. Er teilt gerne die Geschichten hinter den Stars und entschlüsselt die Trends, die die Medienlandschaft prägen.





