Zusammenarbeit trotz theologischer Unterschiede

Durch seine Grußworte an die Waldenser und Methodisten, deren Synode am 26.08. in Turin beginnt, hat Papst Franziskus in den Medien für Erstaunen gesorgt. Der Pontifex sprach sich für eine gemeinsame Arbeit im Bereich Umweltschutz und Flüchtlingshelfen aus, aber nicht von einer gemeinsamen communio. In den vergangenen Monaten hat sich der Papst auch mit den Orthodoxen Christen über ein gemeinsames Vorgehen in der Flüchtlingskrise und dem Umweltschutz korrespondiert und Erklärungen unterzeichnet.

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Papst Franziskus reicht in seinem Grußwort den Waldensern die Hand und plädiert für eine gemeinsame Zusammenarbeit der Katholischen Kirche und der christlichen Gemeinschaft. Dabei ist die Geschichte der beiden christlichen Gemeinschaften von Ablehnung geprägt.  Die Waldenser entstanden im 12. Jahrhundert in Italien und Süddeutschland als Gemeinschaft religiöser Laien. Vor ihrem Rückzug in die Südalpen wurden sie von der Inquisition als Häretiker verfolgt. Papst Franziskus hatte mit seiner Grußbotschaft zur Synode der Waldenser und Methodisten ein neues Kapitel eröffnet, da er sich für einen gemeinsamen Weg zwischen beiden Gemeinschaften ausgesprochen hat.

Der Pontifex plädierte für ein gemeinsames Engagement der Katholiken mit den Waldensern in Fragen des Naturschutzes und der Flüchtlingshilfe, wobei der Papst besonders die Opfer des Syrienkrieges in den Blick nahm. Er betonte aber auch die Unterschiede zwischen den Kirchen und sagte, diese seien nicht von der Hand zu weisen.

Nicht der erste Fall

Wie die Päpste vor ihm bemüht sich Franziskus, trotz theologischer Gräben, um die Zusammenarbeit mit verschiedenen Religionen in sozialen, umweltpolitischen und ethischen Fragen. Neben den Waldensern sind auch die Orthodoxen ein wichtiger Kooperationspartner. Papst Franziskus und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. trafen sich bereits auf Kreta und unterzeichneten eine Erklärung. In dieser steht die gemeinsame Arbeit für Umweltschutz und Flüchtlingshilfe im Vordergrund. Auch mit dem Russischen Patriarchen Kyrill gab es eine ähnliche Erklärung auf Kuba. Franziskus war der erste Papst, der sich mit einem russischen Patriarchen getroffen hat.

Zusammenarbeit oder communio?

Die Erklärungen mit der Orthodoxen Kirche und die Gespräche mit den Waldensern deuten nicht auf eindeutigen Schritte Richtung communio, welche die vollkommene Kirchengemeinschaft beschreibt, hin. Eher wird eine gemeinsame Arbeit betont, die eine bessere Zukunft versprechen soll. Dabei bezieht sich der Papst auf Ziele, welche der christlichen Kultur bekannt sein dürfte, nämlich die Liebe zu Gottes Schöpfung.

Einer gemeinsamen Arbeit steht nichts im Wege, wenn sich auch die Kirchen theologisch unterscheiden. Zwischen Orthodoxen und Katholiken gibt es einige, aber nicht viele theologische Unterschiede. Die Katholische Kirche weist hingegen viele Unterschiede zu den Waldensern auf, welche seit dem 16. Jahrhundert dem Calvinismus anhängen. Deswegen ist der Kontakt zwischen Papst und Waldenser als Zeichen so bedeutend. Beide Gemeinschaften können aber aufgrund der eines gemeinsamen Zieles zusammenarbeiten.

Die communio kann so mit Leben erfüllt werden. Wenn alle christlichen Religionen gemeinsam für dieselben Werte einstehen und die Gläubigen sich durch das gemeinsame Engagement der Ziele kennenlernen, ist viel gewonnen. Denn eine communio kann leichter hergestellt werden, wenn die unterschiedlichen Religionen, insbesondere Katholische, Orthodoxe Kirche und Protestantische Gemeinschaften, sich kennen lernen. Denn die Mitglieder der verschiedenen Kirchen kennen die Mentalität und Tradition der Anderen nicht. Somit ist ein gemeinsamer Standpunkt schwer auszumachen. Dabei können Kooperationen die Brücke zwischen den unterschiedlichen Traditionen und Mentalitäten sein und ein besseres Verständnis füreinander fördern.

Alexander Radej