Was ist Religion?

In unserer gegenwärtigen Gesellschaft findet oft eine Diskussion über verschiedene Religionen statt. Aber was genau bedeutet der Begriff „Religion“? Aufgrund der vielfältigen Verwendung des Begriffs ist es schwer, eine Definition zu formulieren. Worte wie fromm, gottesfürchtig oder gläubig beschreiben nur den Begriff der Religion, definieren ihn jedoch nicht.

Rabenspiegel – pixabay

Der Satz „Ich bin religiös!“ wird oft von Gläubigen ausgesprochen. Allerdings ist das Wort „religiös“ irreführend, da es genutzt wird, um die eigene Zugehörigkeit und Spiritualität zum Ausdruck zu bringen. Diese Verwendung ist jedoch nicht ganz korrekt: Der Begriff „Religion“ wurde im Verlauf der Epochen unterschiedlich genutzt.

Es ist nicht klar

Der Begriff der Religion ist schwer eindeutig zu definieren. Der Begriff der Religion ist schwer eindeutig zu definieren. Obwohl die meisten Interpretationen auf den römischen Autor Cicero und Friedrich Schleiermacher Bezug nehmen, entstand der Begriff der Religion erst Ende des 19. Jahrhunderts und wurde seitdem versucht zu definieren. Diese Tatsache führt dazu, dass es schwierig ist, den Begriff der Religion zu erläutern. Im Laufe der Menschheitsgeschichte wurde der Begriff in unterschiedlichen Epochen anders interpretiert und genutzt. Goethes Faust stellt ebenfalls die berühmte Gretchenfrage: „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?“.

Heutzutage nutzen wir den Begriff, um eine bestimmte Gruppe zu definieren. Wenn eine Gruppe einen klaren Bezug auf Gott oder Heiliges hat, bezeichnen wir sie als „religiöse Gruppierung“. Wenn jemand besonders fromm ist, gilt er als besonders religiös. Ein religiöser Mensch geht regelmäßig in die Kirche und bemüht sich, seine Frömmigkeit zum Ausdruck zu bringen.

Heutige mögliche Definitionen

In der Forschung lassen sich drei mögliche Definitionen unterscheiden. Die erste Variante besteht darin, den Begriff dogmatisch abzugrenzen. Wenn Menschen über Gott und das Übernatürliche innerhalb einer Religion sprechen und es definieren, fällt dies unter den Bereich der Religion. Gott wird innerhalb einer Religion erfahren und diese Erfahrung wird weitergegeben. Daraus entstehen häufig Dogmen, die beschreiben, wie Gott zu sein scheint. Diese Grundsätze dienen primär dazu, Glaubensgemeinschaften zu verbinden oder zu spalten.

Eine alternative Definition von Religion fokussiert auf den Nutzen, den sie dem Menschen bringt. Wenn der Gläubige in die Kirche geht, erhofft er sich den Segen und Schutz Gottes. Gleiches gilt, wenn er vor seiner Reise den Schutz eines Heiligen erbittet. Hierbei nutzt er die Religion, um etwas zu erlangen, auf das er selbst keinen direkten Einfluss hat.

Ist das die Definition?

Die letzte Möglichkeit ist die diskursive Herangehensweise. Dabei nimmt ein Individuum aus verschiedenen Glaubensvorstellungen nur das heraus, was für ihn oder sie akzeptabel ist. Es wird eine Art buntes Potpourri aus Bibel, Quran, Heiligenviten und Buddhismus zusammengestellt und unangenehme Vorstellungen, wie zum Beispiel die Idee der Hölle, werden ausgeblendet. Dies scheint heutzutage eine gängige Art und Weise im Umgang mit Religionen zu sein: Jeder wählt den Glaubensgrundsatz aus, der am besten zu ihm oder ihr passt.

Alle drei Aspekte beschreiben den Begriff der Religion und zeigen ihre Funktion auf, sei es dogmatisch, funktionalistisch oder diskursiv. Jeder Gläubige verkörpert mindestens einen kleinen Teil von allen drei Aspekten. Besonders in der Orthodoxie treffen die drei Ideen aufeinander: Die Konzile und Kanones des Kirchenrechts stellen das Dogma dar, die Gebete an Christus und die Heiligen sind funktional und das Diskursive ergibt sich aus der vielfältigen Theologie der Orthodoxie.

Alexander Radej