Patriarch Kyrill und Papst Franziskus arbeiten intensiv an der Ökumene. Nach dem kürzlichen Treffen mit Pietro Parolin, dem Kardinalsekretär des Papstes, scheint ein erneutes Treffen zwischen den beiden Oberhäuptern zurzeit nicht infrage zu kommen. Das große Problem scheint aber nicht zwischen Patriarch und Papst zu liegen, sondern an den Bischöfen, Priestern und der Bevölkerung.
Ein Treffen zwischen Papst und Patriarch rückt in weite Ferne. Grund dafür scheinen die Kleriker und die Bevölkerung zu sein. Nach dem Debakel in Georgien, wo gegen den Papst massiv demonstriert wurde, scheint der Bischof von Rom sich diesmal zurückzuhalten. Wahrscheinlich möchte er nicht den Fortschritt der Ökumene zunichtemachen und bemüht sich daher, die Gespräche mit dem Oberhaupt der russischen Kirche aus der Ferne zu führen. Das könnte einer der Gründe gewesen sein, warum Kuba, und nicht etwa Rom oder Moskau, für das erste Treffen gewählt wurde.
Die Reliquien des Heiligen Nikolaus, welche der Papst an Moskau ausgeliehen hat, zeigt die Kooperation zwischen Moskau und Rom. Viel mehr noch, dient die Leihgabe dazu, die russische Bevölkerung zu beschwichtigen und zu zeigen, dass der Papst kein Feind Russlands ist.
Hass gegen den Papst – Hass gegen den Westen
Die Beziehungen zwischen orthodoxer und katholischer Kirche sind miserabel. Besonders bei Priestern, Diakonen und Gläubigen wird der Katholizismus als äußert negativ angesehen. Der Papst sei ein Anhänger des Teufels und der Häresie. Zu alle dem würde er die Homosexualität befürworten und die Ehe zwischen Mann und Frau schwächen. All diese Vorwürfe sind aus kulturellen Unterschieden entstanden und die Erklärungen, warum die katholische Kirche schlecht sei, sind kunterbunt.
Jedoch spielt die Politik eine besondere Rolle bei dieser Situation. Die katholische Kirche wird mit dem Westen und dem Kapitalismus gleichgestellt, welcher die Verbreitung der Sünde fördern solle. Der Kampf zwischen Ost und West wird besonders auf wirtschaftlicher Ebene sichtbar. Die Sanktionen gegen Russland, der Krieg gegen Jugoslawien oder die Krise in Griechenland zeigen das Ausmaß der schlechten Beziehungen und Belasten die Beziehungen schwer. Der Westen scheint über den Osten zu regieren und ihn maßgeblich zu beeinflussen. Vergessen wird jedoch, dass die katholische Kirche sich teilweise gegen das Verhalten der EU ausspricht und für eine humanere umgangsweise plädiert.
Was hat der Patriarch von einem Treffen mit dem Papst?
Patriarch Kyrill erhofft sich einen größeren Einfluss auf die Orthodoxie in Russland und möchte mit dem Patriarchen von Konstantinopel und Georgien gleichziehen. Denn beide Oberhäupter hatten sich bereits mit dem Papst getroffen. Auch erschien das russische Patriarchat nicht zum orthodoxen Konzil. All das dient zur Machtdemonstration des russischen Patriarchen, dessen Bistum zahlmäßig das größte ist. Jedoch gerät die russische Kirche zunehmenden in die Außenseiterrolle, sodass Rom möglicherweise ein Mediator für die leicht zerrüttete Kirche ist.
Außerdem ist der Papst beliebt in Russland, da er als besonders zurückhaltend und demütig gilt. Bessere Beziehungen zum Papst verbessern das Ansehen des Patriarchen, welcher nicht als demütig gilt. Die Beziehungen zu den russischen Gläubigen könnten verbessert werden, wenn der Papst sich zu den Freunden des Patriarchen zählen kann.
Aussicht auf vertiefte Gespräche
Das Treffen zwischen den orthodoxen Bischöfen und der Delegation aus dem Vatikan, scheint erfolgreich verlaufen zu sein. Moskau verlautete, die Gespräche seien positiv gewesen und ein Riesensprung für die Ökumene zu sein. Ein Treffen zwischen Papst und Patriarch scheint jedoch, aufgrund des schlechten Rufes der Katholischen Kirche innerhalb der russischen Bevölkerung, nicht in Aussicht. Jedoch können weitere Kooperationen zwischen Rom und Moskau das Ansehen der Katholischen Kirche bei der Konservativen Bevölkerung verbessern.
Bevor aber ein Treffen stattfinden kann, müssen zwei Probleme aus dem Weg geräumt werden: Die Feindseligkeit gegenüber der Katholische Kirche und die Verurteilung des Papstes als Häretiker und Anhänger des Teufels. Vorher kann kein Treffen stattfinden, da auszuschließen ist, dass der Papst ein Debakel wie in Georgien erneut auslösen will.