Theodizee – Die Arroganz des Menschen?

Die Theodizee-Frage ist eine der kritischsten Anfragen an die Religionen. Das Böse oder Gute Gottes jedoch infrage zu stellen, ist menschlich. Denn der Mensch erkennt in seiner Fehlbarkeit oder eine Unfehlbarkeit. Deswegen zeigt sich in der gotteskritischen Frage die menschliche Unvollkommenheit.

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Das Zweifeln gehört zum menschlichen Dasein. Der Mensch zeigt durch die Frage jedoch, dass er Gottes Logik nicht versteht. Aus seiner eigenen Ethik heraus, versucht er das Wirken Gottes in „gut“ oder „böse“ zu kategorisieren. Wie den Menschen ist Leid, Hunger, Tod, natürlich sehr negativ. Jedoch kann der Mensch sich nicht in die Position Gottes versetzen und kann somit seine Absicht nicht verstehen. Die Bewertung jedoch die er tätigt, führt bei ihm zu der Frage ob es einen Gott überhaupt geben kann.

Dieser Schritt ist jedoch falsch. Denn wenn Gott „gut“ ist und Gott das Leid verursacht, ist die Antwort nicht logischerweise „Gott gibt es nicht“, sondern „Gott ist böse“. Denn ob gut oder schlecht, das sind nur Kategorisierungen des Menschen. Er selbst bewertet das Handeln Gottes. Der Mensch bewegt sich damit in einer Übermoralität und versucht Gott zu sagen „Nein das darfst du nicht, dass tut mir weh. Und wenn du nicht das tust was ich will, glaube ich nicht an dich!“.

Ob es Gott gibt oder nicht, ist eine Grundsatzfrage und nicht eine moralische. Denn der Selbstentzug Gottes ermöglicht es dem Menschen nicht über Gott zu urteilen. Auch wenn Christus Gott ist, ist er nur das Abbild des Vaters und ist Teil des einen Gottes. Selbst die Heilige Schrift zeigt, dass Gott ambivalent ist. Christus ist in seinem Tun nicht moralisch gut. Händler aus dem Tempel zu werfen ist für viele heutzutage schlecht. Sodom und Gomorrha ist ethisch von Gott und vom Menschen eine Katastrophe. Selbst in Anbetracht der Bibel ist der gute Gott unhaltbar.

Autonomie und Moral

Der Mensch als autonomes Wesen mit alle seinen, für sich selbst, erschaffenen Rechten, versucht er Gott mit in diese Regeln hineinzuziehen. Er versucht Gott als gleichwärtig anzusehen und ihm das menschliche Moralverständnis aufzudrücken. Wie ein Kind, bestraft er Gott dann damit, weil er sich nicht an seine Regel hält, mit einer Trotzhaltung. „Ich sehe dich nicht, ich glaube nicht an dich, du bist doof.“ Nicht umsonst fällt oft der Satz „An einen Gott, der Leid zulässt, will ich nicht glauben.“. Nun mal ist es im Leben so, dass nicht alles für einen spricht. Jemanden dann mit Arroganz zu strafen, ist der falsche Weg.

Deshalb sollte sich der Mensch aus seiner Arroganz heraustrauen und die Frage stellen: „Was kann ich tun damit es besser wird“. Der Heilige Nikolaj Velimirovic sagte mal: „Helfe dir selbst, dann hilfst du tausenden um dir herum!“. Er könnte sich die Frage stellen, was er anders zu machen hat, damit es besser wird. Auf viele Probleme findet der Mensch selbst antworten. Warum sterben Menschen bei einem Amoklauf? Vielleicht sollte man sich die Frage stellen, wie man potenziellen Amokläufern helfen kann. Warum gibt es Naturkatastrophen? Vielleicht sollten wir das Umweltbewusstsein stärken.

Kein pauschales Urteil

Natürlich kann die Theodizee mit der Arroganz des Menschen nicht vollkommen beantwortet werden. Denn die Frage nach dem „warum?“ Ist im Menschen verankert: Ob in der Wissenschaft, Theologie oder Wirtschaft. Das Zweifeln gehört zum Menschen dazu. Trotzdem kann dem Spruch „Die Wege Gottes sind unergründlich“ mehr abgewonnen werden, als einem einfachen „Das hilft doch nichts“. Ja es hilft nichts. Aber Zweifeln oder Atheismus ist ebenfalls keine Lösung. Denn trotzdem wird der Grund vom Leid sich uns nicht erschließen.

Genau das ist auch zeitgleich das Joch des Menschen. Zwischen seinem erschaffen Wissen und dem Zweifel versucht der Mensch eine Lösung zu kreieren. Egal ob auf der Seite der Glaubenden oder Skeptikern. So wie Wissenschaft nur Wissen schafft, schafft der Mensch sich Erklärungsmodelle. Vielleicht ist ein einfaches „Ich weiß es nicht, es ist halt so.“ manchmal angebrachter.

Alexander Radej