Der Anschlag in der Kirche von Rouen erschüttert die christliche Welt. Zuvor ereigneten sich Anschläge in Nizza, Paris, Ansbach, Reutlingen und weiteren westeuropäischen Städten. Der IS bekennt sich zu den Anschlägen. Das wirft die Frage auf, ob alle Angriffe auf westliche Staaten, zu denen sich der IS bekennt, von diesen islamischen Terroristen ausgeführt werden?
Nicht alle Anschlagsziele sind gleich
In Frankreich und Deutschland ereignen sich derzeit zahlreiche Anschläge. Schwer getroffen ist Frankreich, wo nach dem Attentat in Bataclan, einem jüdischen Geschäft und in Bars, sowie Restaurants, Anschläge in Nizza und Rouen durchgeführt wurden. In Deutschland hingegen gab es einen syrischen Axt-Mörder in Würzburg, einen Mann mit einer Machete in Reutlingen und einen Bombenattentäter in Ansbach.
Die Anschläge in Frankreich unterscheiden sich von den Angriffen in Deutschland nicht nur in den Opferzahlen, sondern auch in den Absichten: In Deutschland werden weniger Menschen getötet und dass meist aus persönlichem Frust, bis auf den Vorfall in Ansbach. Der Mörder in Würzburg wurde zuvor das Asyl verwehrt und in Reutlingen sei ein Streit zwischen einem Mann und einer Frau vorangegangen zu sein. In Frankreich und in Belgien wurde versucht mit einem Anschlag möglichst viele Menschen zu töten, um somit Angst in der Bevölkerung der westlichen Staaten zu fördern. Ebenso hatten diese Attentäter nachweisbare Verbindungen zum IS.
Der Islamische Staat versucht mit großangelegten Aktionen möglichst viele Menschen zu töten, um Angst und Hass in der westlichen Welt zu verbreiten. Dafür sind Anschläge an öffentliche Plätze mit großen Menschenmengen ideal, wie z.B. das Konzert im Bataclan oder der Anschlag beim Feuerwerk in Nizza. Auch der Angriff in Ansbach, der bei einem Konzert stattgefunden hat, hätte möglicherweise viele Menschen in den Tod gerissen.
Axt-Morde sind hingegen keine Seltenheit, so brutal sie auch sein mögen. Oft werden Familienangehörige nach einem Streit oder wie in Spanien Anwälte mit einem Beil erschlagen, meist aus persönlichen Gründen. Dabei werden meist wenige Menschen verletz. Somit ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass der IS für solche Anschläge verantwortlich ist, da die Terrormiliz mit Sprengstoff große Menschenmengen töten, um den größten Schaden anzurichten. In Ansbach hingegen wurde ein größerer Angriff verhindert. Das Sicherheitspersonal war zum Glück vor Ort, dass den Angreifer aufgrund einer fehlenden Eintrittskarte nicht passieren ließ und somit Schlimmeres verhindert wurde.
Neues Ziel: Die Kirche
Der Anschlag in der Kirche ist der erste seiner Art in einem westlichen Staat. Der Hass des Islamischen Staates richtet sich gegen die westliche Welt, denn oft wird die westliche Welt dem Christentum gleichgestellt. So äußerte sich der IS jüngst zu den Angriffen in Rouen, dass die „westlichen Kreuzfahrerstaaten“ vom Anschlag ins Herz getroffen wurden.
Der Kirchenraum ist für den Islamischen Staat deshalb so interessant, da sie somit ihren Gott als den größten Gott legitimieren können. Sobald ein Anschlag in einer Kirche gelingt, bedeutet das für den IS, dass der christliche Gott nicht stark genug ist um die Christen zu beschützen. Dieser Denkkonstruktion macht sich der IS zu Nutze, um ihren Gott als den wahren Gott anzupreisen. Das fördert den Fanatismus im Gottesstaat des IS. Denn sie fühlen sich in ihrer Sicht bestätigt, dass der IS, dem wahren Gott folgt.
Eine weitere Ansicht liegt darin begründet, dass der IS sich große Menschenansammlungen in den christlichen Gotteshäusern erhofft. Das wird sicherlich nicht an Werktagen der Fall sein, aber ein Anschlag an großen Feiertagen könnten zu immensen Opferzahlen führen. Deswegen ist die Polizei in den westlichen Staaten, seit den Anschlägen in Paris, an christlichen Feiertagen in Alarmbereitschaft und versucht die Prozessionen und Gotteshäuser zu beschützen.
Der IS bekennt sich zu allem was gegen den Westen ist
Der IS bekennt sich vermehrt zu Anschlägen in der westlichen Welt. So auch beim Anschlag in der Kirche von Rouen. Die Motive der Täter sind unbekannt, ein Bekenntnis seitens der Täter zum Islamischen Staat ist nicht vorhanden. Trotzdem werden die beiden Attentäter seitens des Islamischen Staates als „Kämpfer des IS“ angepriesen.
Vergleichbare Meldungen seitens des Islamischen Staates gab es auch in Deutschland. Der Axtmörder wurde vom IS als „Kämpfer des IS“ angepriesen. Auch der Amokläufer in München, welcher nachweislich keinerlei Verbindungen zur Terrororganisation hatte, wurde angepriesen. Das vermeintliche Kalifat beschrieb den Amoklauf als „Öffnung der Höllentore“. Zwar ist das kein Bekenntnis zum Attentäter, aber trotzdem preist sie den Mörder an. Der Attentäter von Reutlingen wurde auch vom IS vereinnahmt.
Es scheint so, als ob der IS alle Aktionen gegen den Westen für sich vereinnahmt. Denn der IS bezeichnet die Attentäter als die seinigen, obwohl es dafür keine Beweise gibt. Diese Verbindung zwischen Angreifer und dem IS birgt Prestige für den Islamischen Staat. Denn sobald er sich zu den Attentaten bekennt, zeigt es den Erfolg der Terroranschläge im Westen, die der IS mutmaßlich organisiert hat.
Islam = Böse?
Warum diese Attentate in Deutschland Angst vor dem IS auslösen, hat Gründe. Ein erheblicher Faktor kommt vom rechten politischen Sektor, der die Angst vor Anschlägen, von Seiten der Flüchtlinge, schürt. Es wird viel in Nationalitäten und Religionen gedacht, als dass der Mensch als Individuum betrachtet und dabei alleine beschuldigt wird.
Über Jahre hinweg gab es eine latente Verfolgung der Christen in einigen arabischen Ländern, trotzdem gab es nie Terroranschläge im Westen. In Ägypten beispielsweise lebten Christen und Moslems friedlich nebeneinander und der Staat schützte die Kirchen. Erst nach den zahlreichen Revolutionen in Ägypten und der Gründung des IS stiegen die Anschläge, insbesondere auf der Sinai Halbinsel, deutlich.
Im Libanon und Syrien gab es keine nennenswerten Konflikte zwischen Muslimen und Christen. Meist herrschte Frieden und beide Religionen lebten nebeneinander. Der Melkitische Patriarch Gregorios III. Laham berichtet während seinen Predigten, besonders in Deutschland, vom unangetasteten Frieden in diesen Ländern, bis zum Aufkommen des radikalen und fanatischen Islamischen Staates.
Der Islam ist per se nicht böse. Entscheidend ist die Instrumentalisierung des Islams. Denn dieser wird von zwei Parteien in schändlicher Weise missbraucht: Einmal diejenigen die ihn als Machtinstrument nutzen wollen, auf der anderen Seite diejenigen die damit ihre Ausländerfeindlichkeit pflegen. Das geschieht ähnlich im Christentum, wo das fundamentalistische Christentum für radikale Ansichten genutzt wird, wenn auch keine Anschläge Seitens der Christen ausgeführt wurden. Die Anschläge sind nicht zu verallgemeinern. Es besteht eine Differenz zwischen Anschlägen des IS und der Behauptung, dass der IS hinter den Anschlägen steckt. Unterschieden werden muss auch, dass der Islam nicht für die Terroranschläge verantwortlich ist, sondern Einzelpersonen oder fanatische Gruppierungen dafür schuldig zu machen sind.