Tausende Menschen marschieren für die Zarenfamilie

Am 17.07.2018 hat die Russisch-Orthodoxe Kirche der heiligen Zarenfamilie gedacht. 100.000 Menschen machten sich, gemeinsam mit dem Patriarchen Kyrill, auf dem Weg zum Kloster Ganina Jama, wo die Leiche des Zaren Nikolaus II. und seiner Frau Alexandra Fjodorowna nach ihrer Hinrichtung entsorgt wurden. Das Kloster liegt 15km nordwestlich von Jekaterinenburg entfernt. Besonders nationalistische Gruppierungen haben der Zarenfamilie gedacht, da sie in Zar Nikolaus II. eine christusähnliche Gestalt sehen: Der Zar sei für das russische Volk gestorben. The moscow Times berichtet.

Auch rund um Jekaterinenburg wurde in den kleinen Kirchen gefeiert. Orthodoxe Priester, etwa 100 Gläubige und einige Vertreter anderer nationalistischer Organisationen, versammelten sich in um die kleine Kirche im Zentrum des Andronikow-Klosters. „Einhundert Jahre nach ihrem Tod beginnt eine neue russisch-orthodoxe Zivilisation“, sagte Sergei Moisejew im Andronikow-Kloster zu der Menge. „Und in Moskau, einer multikulturellen Stadt, sind wir immer noch klein, aber unser Ziel ist es, irgendwann aus den Grenzen dieses Klosters herauszuwachsen.“  Außerhalb der Stadt im Ural waren die Gedenkfeiern gedämpfter. Auffallenderweise hatte der Kreml keine offiziellen Zeremonien geplant. „Der Staat sieht die Familie nicht in der gleichen Weise wie die Kirche“, sagte Ksenia Luchenko, eine Journalistin und Autorin der russisch-orthodoxen Kirche, gegenüber der Moscow Times.

Kontroversen lösen die Reliquien der Romanows aus. Nach mehreren Untersuchungen stellte die russische Regierung und ihr Forschungsinstitut fest, dass es sich um die Reliquien der Romanows handelt. Die Kirche jedoch sieht das als Lüge an, da die Reliquien nicht wundertätig seien und die Romanows als gewöhnliche Menschen erscheinen würden. Obwohl die Frage nach einer 14-jährigen Untersuchung vom Staat als erledigt angesehen wurde, drängte die Kirche 2015 auf eine Wiederaufnahme der Untersuchung. In einer erneuten Untersuchung der Gebeine soll die Kirche nun stärker eingebunden werden.
Der Staat sehe im Zaren einen schwächlichen Herrscher. „Putin sieht, dass Nicholas und seine Familie sich im Grunde genommen hingesetzt haben und auf den Tod gewartet haben“, sagte Lutschenko. (ar)