Poroshenkos verlorene Kirchenpolitik

Nach der erfolglosen Wiederwahl von Pedro Poroshenko gerät die neu gegründete ukrainische Kirche ins Wanken. Der Grund dafür ist die Enttäuschung über Poroshenkos gescheiterten Wahlkampf. Es wurde deutlich, dass der ehemalige ukrainische Präsident die Gründung der Kirche als Wahlkampfthema nutzte. Sein Ziel war es zwar, den ukrainischen Gläubigen einen Wunsch zu erfüllen, doch nun droht dieses Vorhaben zu scheitern.

Wahlkampf mit der neuen Kirche

Poroshenkos Ziel war es, im Wahlkampf die Neu-Gegründete Kirche zu nutzen. Damit wollte er den Wunsch der Minderheit der schismatischen ukrainischen Kirche erfüllen, eine ukrainisch-orthodoxe Kirche zu schaffen, die mit der Orthodoxie vereint und von Moskau getrennt ist.

Jedoch hat Poroshenko nicht mit dem erbitterten Widerstand der ukrainisch-orthodoxen Kirche gerechnet. Sein Plan war die Gründung einer Kirche, in die sich der Großteil der Geistlichen der ukrainisch-orthodoxen Kirche anschließen sollte. Damit wollte der ehemalige Präsident den vermeintlichen Einfluss der russischen Regierung auf die ukrainisch-orthodoxe Kirche unterbinden. Doch die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchates stellte sich ihm entgegen und bemüht sich noch heute, ihre eigene Kirche zu erhalten.

Das ökumenische Patriarchat

Das Ökumenische Patriarchat war auf das Schlimmste vorbereitet. Schon das zur Synode in Konstantinopel veröffentlichte Dekret zeigt, dass Patriarch Bartholomaios und die Bischöfe Griechenlands sich Sorgen um die Lage in der Ukraine machten. Sie schreiben deutlich: „(5) Außerdem appelliert der Synod an alle Parteien, jegliche Gewalt und Vergeltung zu vermeiden und Klöster, sowie Kirchen sich nicht anzueignen, damit der Frieden in dem Land gewahrt wird.“

Leider wurde dieser Frieden nicht gewahrt. Besonders Kirchen der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats wurden angegriffen, geplündert und Gemeinden wurden vertrieben. Das Verhalten des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel kann als fahrlässig angesehen werden und wurde offenbar bewusst in Kauf genommen.

Filarets Widerstand

Der Ehrenpatriarch der ukrainischen Kirche, Filaret, führt nun einen Konflikt gegen seine eigene Kirche. Seine Unzufriedenheit mit dem von Konstantinopel erteilten Tomos ist groß, da er eine unabhängige ukrainische Kirche wünschte. Jedoch steht die neue ukrainische Kirche nun unter der Jurisdiktion von Konstantinopel, was dazu führt, dass sie weniger frei ist als zuvor mit dem ökumenischen Patriarchen vereinbart.

Allerdings deutete sich dieser Konflikt bereits in den Monaten zuvor an. Als Ehrenpatriarch der neu gegründeten ukrainischen Kirche hatte Filaret die Absicht, ein eigenes Konzil einzuberufen. Dies stieß jedoch innerhalb der Kirche auf großen Widerstand. Nachdem er sich wegen der Formulierung des Tomos geärgert hatte, wurde Filaret von seinen offiziellen Pflichten entbunden, bleibt jedoch als Ehrenpatriarch im Amt.

Die verlorene Wahl, die Reaktionen von Filaret und die Inkaufnahme von Gewalt gegen Orthodoxe in der Ukraine zeigen, dass der Wahlkampf von Poroschenko fehlerhaft war. Anstatt den Konflikt zwischen der Ukraine und Russland auf neutraler Ebene zu befrieden, wurde die Ukraine zunehmend destabilisiert. Letzten Endes könnte dies Poroshenko die Wahl gekostet haben.

Alexander Radej