Ostern – zwischen Freude und Trauer

In diesem Jahr wird Ostern am 8. April gefeiert. Doch gibt es einen triftigen Grund für Freude oder Trauer? Die Karwoche begleitet Gläubige auf dem Weg durch den Tod Gottes bis zur Auferstehung. Doch was bedeuten die einzelnen Schritte der Karwoche bis hin zum großen Ereignis? Im heutigen Monatskommentar: Eine kurze Exegese der Karwoche.

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Die Trauer der Karwoche

Die Karwoche beginnt mit dem Einzug Jesu Christi nach Jerusalem am Palmsonntag, der die entscheidende Phase der Woche einläutet. Der Messias reitet auf einem Esel in die Stadt und wird von seinen Jüngern begleitet. Die Symbolik des Esels hat hierbei eine besondere Bedeutung: Er repräsentiert den unreinen und sturen Menschen, der wie an einen Zaun gefesselt ist und nicht von seiner Sünde loskommen kann. Die Bedeutung dieses Ereignisses geht über seine bloße historische Bedeutung hinaus, da es als Teil des göttlichen Plans des Heils für die Menschheit betrachtet wird. Doch Christus lässt den Esel losbinden und reitet auf ihm in die Stadt. Dies deutet auf die Erlösung der Menschheit hin. Die Zuschauer jubeln ihm zu, während die Jünger von seinen Wundertaten berichten. Die Sprache bleibt objektiv, formal und frei von übermäßig ornamental und emotional konnotierten Begriffen. Er wird als König begrüßt, der sich mit den religiösen und administrativen Führern an diesem Ort messen wird.

Der nächste entscheidende Tag ist der Gründonnerstag, an dem das letzte Abendmahl gefeiert wird. Technische Begriffe werden bei der ersten Verwendung erklärt. Hier spricht Christus die berühmten Einsetzungsworte „Das ist mein Leib…“ und „Das ist mein Blut…“. Dieses Ereignis ist auch heute noch von Bedeutung für die Kirche. Bei der Fußwaschung symbolisiert Christus seine Rolle als Diener, indem er nicht nur Gott ist, sondern auch seinen Jüngern dient. In diesem Moment wird die Ordnung umgekehrt, denn Gott wäscht einem Menschen die Füße.

Petrus ist dafür bekannt, dass er Christus in seiner Demut übertreffen will und daher die Fußwaschung zunächst ablehnt. Jedoch war ihm nicht bekannt, dass die Fußwaschung vonnöten war, da die Füße immer in Kontakt mit der menschlichen Welt stehen und nach der Taufe dreckig werden können. Wenn jemand jedoch seine Sünden vor Christus bekennt, werden ihm auch die Füße gewaschen.

Der Karfreitag ist der traurigste Tag der Karwoche. Christus trägt nach seiner Verurteilung und Marter, das Kreuz an dem er später getötet wird auf den Berg Golgotha. Als er am Kreuz hängt, geschehen zwei Dinge: Ein Soldat reicht ihm einen Lappen mit Essig. Christus trinkt am Kreuz den Essig und sagt kurz darauf: „Es ist vollbracht.“ Er meint damit, dass der letzte Schritt, welcher in den Psalmen erwähnt wird, getan ist und somit die Erlösung geschehen kann. Ebenso wird Christus durch die Lanze eines Soldaten durchbohrt und es fließt Blut und Wasser aus seiner Seite. Bei diesem Ereignis hat die Heilige Kommunion ihren Ursprung: „Wenn du die Kommunion empfängst, denke daran, dass du aus der Seite Christi trinkst“, sagte bereits Johannes Chrysostomos. Christus spendet das neue Leben aus seiner Seite, so wie Eva aus der Rippe Adams erschaffen wurde.

Das Leere Grab – Grund zur Freude!

Nun findet die Auferstehung statt. Nach dem Sabbat gingen die Frauen zum Grab Christi. Es ist kein Zufall, dass gerade die Frauen zum Grab kommen: Sie sind früher als die Apostel und symbolisieren das Urbild der Kirche. Denn durch die Gottesmutter ist Christus in die Welt gekommen und im Mutterschoß hat er die Welt erlöst. Im Evangelium wird berichtet, dass sich das Grab in einem Garten befand. Damit wird auf Genesis verwiesen. Adam wurde aus dem Garten Eden vertrieben, Christus wurde im Garten Eden begraben und ist wieder auferstanden.

Bei dem Erdbeben kam ein Engel vom Himmel herab und rollte den Stein zur Seite. Hierdurch wurde das Wunder sichtbar: Christus ist vollständig auferstanden und hat den Tod besiegt. Der Stein wurde nicht gerollt, um Christus den Weg zu ebnen, sondern um den Menschen das Zeichen zu geben, dass die Prophezeiung erfüllt ist. Schlussendlich waren es die Frauen, die die Auferstehung verkündeten. Sie waren voller Furcht vor dem Wunder, aber auch voller Freude aufgrund der Auferstehung. Die Notwendigkeit der Auferstehung war dabei noch nicht ganz klar. Erst später offenbarte Christus ihnen persönlich, dass er auferstanden war.

Interessanterweise befand sich das zusammengefaltete Kopftuch des Toten im Grab. Dieses Detail ist wichtig zu erwähnen, da, wenn Christus‘ Leichnam gestohlen worden wäre, das Kopftuch nicht zusammengelegt worden sein könnte. Wenn man ihn weggetragen hätte, würde man das Tuch nicht von seinem Kopf entfernen können.

Als Christus Maria von Magdala dann vor dem Grab erschien, erkannte sie ihn zunächst nicht. Aber er sprach mit ihr und in einem Moment wusste sie: Er ist auferstanden. Erst als sie sich mit dem Herzen bekehrte und die Auferstehung akzeptierte und annahm, erkannte sie auch Christus. Allerdings wurde ihr das nicht bewusst, sondern ihr Wunsch war, mit Christus so zu leben wie vor der Kreuzigung. Jedoch lehnte Christus sie ab, da sie das Wunder noch nicht erkannt hatte und ihre Sehnsucht nach Jesus zu groß war, sodass sie noch nicht bereit war, seine Lehren anzunehmen.

Die Trauer führt zur Freude

Jedoch sollten historische oder kulturelle Aspekte nicht überbewertet werden, da hinter der Auferstehung eine theologische Aussage steckt: „Christus ist auferstanden! Verkündet dies der ganzen Welt!“ In der Auferstehungsgeschichte jeder Einzelheit kommt eine Bedeutung zu, um die Auferstehung zu veranschaulichen. Ob das Leinentuch über dem Kopf, der Stein oder der Engel – jedes Detail hat seinen Platz und dient zur Verdeutlichung des Ostergeschehens.

Letztendlich führt die Passion Christi zur wesentlichen Aussage des Evangeliums: Christus ist auferstanden. Deshalb ist dies der wichtigste Ausspruch der Osterzeit. Die Begrüßung mit „Christos Voskrese“ oder „Christos Anesti“ erinnert an das Wesentliche. Trauer ist notwendig, um sich am Ende über die Auferstehung zu freuen. Denn Christus musste die Schrift erfüllen, wie auch die Jünger, Soldaten, Kaiser oder Juden ihren Teil erfüllen mussten, damit die Menschen erlöst werden.

Alexander Radej