Orthodoxe Kirche in der Ukraine feiert Christianisierung der Kiewer Rus

Tausende Gläubige der Russisch-Orthodoxen Kirche haben in Kiew eine Prozession zu Ehren der Taufe der Rus durchgeführt. Die Rus, die im 9. Jahrhundert ein gleichnamiges Reich in Osteuropa begründeten, werden als kulturelle Vorfahren der Russen und Ukrainer betrachtet. Radio Free Europe berichtet.

Die am 27. Juli stattgefundene Prozession wurde von der Moskautreuen Ukrainisch-Orthodoxen Kirche angeführt, um das Orthodoxe Erbe zu feiern und die Beziehung zu Russland zu fördern. Die Prozession wurde von Sicherheitskräften begleitet, da Drohungen von Gläubigen des Kiewer Patriarchats und nationalistischen Gruppierungen ausgesprochen wurden. Diese sehen die Prozession als politische Provokation seitens des Moskauer Patriarchats. Um demonstrativ gegen diese Provokation vorzugehen, wird am 28. Juli vom Kiewer Patriarchat eine weitere Prozession organisiert, die die ukrainische nationale Einheit stärken soll. Die Rus, welche im 9. Jahrhundert ein gleichnamiges Reich in Osteuropa begründeten und im 10. Jahrhundert, beginnend mit der Taufe des Großfürsten Wladimir, das Orthodoxe Christentum annahmen, sind Gegenstand der Identitätspolitik. Als historische und kulturelle Ahnen der Russen und Ukrainer werden die Rus oft politisiert, entweder um die Verwandschaft der Russen und Ukrainer zu betonen, oder mithilfe nationalistischer Rhetorik das Erbe nur einer Seite zuzuschreiben. (sb)