Der Unterschied zum Westen

Die zwei größten religiösen Vertreter im Westen sind die Katholische und Protestantische Kirche. Was aber trennt uns Orthodoxe von diesen Gemeinschaften? Wie der Katholikentag in Deutschland zeigt, sind sich die westliche und östliche Religion Fremd. Dennoch ist es möglich zusammen an einem Tisch zu sitzen und sich über Gott zu unterhalten.

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Im Jahre 1054 trennten sich die Katholische und Orthodoxe Kirche. Jahrelange Streitereien über Kommunion, Ikonen oder Christus trennten beide Kirchen im Laufe der Zeit. Heute jedoch scheinen die theologischen Unterschiede keine mehr zu sein. Was trennt, sind die unterschiedlichen Traditionen und Sprachen. Die Riten und liturgische Kleidung sind sich zwar unterschiedlich, aber sind nur eine äußerliche Trennung, das zeigte der Katholikentag. Orthodoxe segneten Brot, die sogenannte Artoklasia, die Katholiken und Protestanten fragten sich, ob das schon die Kommunion sei.

Trotzdem sitzen alle Kirchengemeinschaften an einem Tisch und sprechen über Gott. Die Stimmung scheint nach der Vesper ausgelassen. Viele interessante Fragen ranken sich um den Glauben. „Seid ihr anders als wir?“ ertönt es an einem Tisch. Eine Frau sagt: „Ich bin mit einem Orthodoxen Mann verheiratet, aber bin katholisch!“. Sind sich beide Religion so unterschiedlich?

Die Kommunion

Der Streit um die richtige Form der Kommunion ereignete sich im 11. Jahrhundert. Zur gleichen Zeit trennte sich die Kirche. Jedoch ist der sogenannte „Azymenstreit“ nicht der Grund für die Trennung gewesen, sondern die Aneinanderreihung unterschiedlicher Streitereien.

Bis zum heutigen Datum wird in Katholischer und Orthodoxer Kirche das Brot in unterschiedlichen Formen gereicht. In der Katholischen Kirche das ungesäuerte Brot, das gesäuerte Brot in der Orthodoxen. Beide beziehen sich auf unterschiedliche Traditionen. Im Katholischen wird die Judenchristliche Perspektive eingenommen, da Juden das ungesäuerte Brot für ihre Feste nahmen. Die Orthodoxen beziehen sich auf die Bibel, indem sie sagen, dass Christus das Artos, das gesäuerte Brot, nutzte.

Der Pontifex Maximus

Der Stellvertreter Christi auf Erden, wie ihn die Katholiken nennen, ist ein umstrittenes Thema. Vor der Spaltung als primus interpares, also als der vorstehende Bischof der Kirchen, steht er jetzt alleine für die Katholische Kirche, als oberster Bischof. In der Orthodoxie herrscht hingegen die Gemeinschaft der Bischöfe als die oberste Instanz und der ökumenische Patriarch ist der Vorsitzende, also nur jemand der die Redezeiten bestimmt und keine übergeordnete Macht innehat.

Auch hier trennt die Geschichte beide Kirchen: Nach der Spaltung von Ost- und Westkirche, war der Papst alleiniger Patriarch über den Westen. Er hatte auch keinen Kaiser in der nächsten Nähe, wie es in Konstantinopel der Fall war. Somit war der Papst Kaiser und Patriarch gleichzeitig. Deswegen hatte er sein Amt auch anders verstanden. Im Osten hingegen musste der Patriarch und die Bischöfe das machen, was ihnen der Kaiser sagte. Das Amtsverständnis trennt die Kirchen bis heute noch.

Die Geschichte trennt uns

Nicht diese zwei Argumente, sondern die Geschichte trennt uns. Heutzutage ist das Problem, dass wir diese Probleme immer wieder nutzen, um uns in Ost- und Westkirche zu kategorisieren, jedoch nicht, um darüber zu sprechen wie wir zusammenleben können. Schließlich geht es nicht um einen Zusammenschluss der Kirchen, sondern um ein gegenseitiges Kennenlernen.  Das passierte auf dem Katholikentag. Menschen saßen gemeinsam, stellten sich Fragen und lernten sich kennen. Ehen über die konfessionellen Grenzen hinaus, entstanden schon in der Vergangenheit.

Über die Theologie, darüber streiten die Bischöfe. Selbst da ist es möglich schnelle Lösungen zu finden. Das bewies das Konzil von Ferrara/Florenz im 16. Jahrhundert, in der Orthodoxe und Katholiken schon einmal eine Kirche waren. Auch die Aussöhnung von 1964, wo Patriarch und Papst die gegenseitige Exkommunikation aufhoben, spricht Bände.  Vielmehr sollten wir als Christen zusammenrücken und uns kennenlernen, aber kein Einheitsbrei werden.

Alexander Radej