Der unblutige Bilderstreit

Der Bilderstreit zählt zu den dunkelsten Epochen des Byzantinischen Reiches. Jedoch ist er nicht aufgrund seiner sagenumwobenen Brutalität als finster anzusehen, sondern wegen des Kaisers, der ihn auslöste. Tatsächlich verlief der Bilderstreit größtenteils friedlich, ohne Gewalt gegen die Bilderverehrer. Der Heilige Theophanes der Bekenner schilderte ihn jedoch als perfekte Dramaturgie, an welche die Nachwelt bis heute glaubt, doch die Forschung dieser Sichtweise widerspricht.

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Es ist das Jahr 726. Ein großer Vulkanausbruch ereignete sich neben der Insel Thera im Mittelmeer. Die hohen Aschewolken verdunkelten den Himmel und es herrschten eisige Temperaturen, die so kalt waren, dass der westliche Teil des Mittelmeers von einer dicken Eisschicht bedeckt wurde. Kaiser Leo III. interpretierte den Vulkanausbruch als ein göttliches Zeichen. Angeblich sei der neue Kult der Bilderverehrung der Grund für den Zorn Gottes. Er beschließt, gegen den Kult um Bilder vorzugehen. Allerdings nicht mit Gewalt, sondern mit Worten. Er beteiligt sich an theologischen Diskussionen und ruft ein Konklave ein, bestehend aus hohen Würdenträgern aus Politik und Religion. Er ordnet das Verbot der Bilder an, jedoch ohne Erfolg.

Der milde Kaiser

Kaiser Leo III. wird oft als strenger Gegner der Bilderverehrung dargestellt. Allerdings war sein Vorgehen subtiler und weniger konfrontativ. Er setzte sich zwar mit den Theologen und dem Klerus auseinander, vermied jedoch zu eindeutige Konfrontationen. In seiner Theologie betonte er vielmehr, dass die Gläubigen nicht wirklich verstanden, was sie mit der Verehrung der Bilder taten und dass sie daher falsch sei. Tatsächlich war der Kult der Bilder zu dieser Zeit eine neue Tradition und keine etablierte Praxis. Kaiser Leo III. äußerte, dass die Darstellung Gottes in einem einfachen Holzstück Gotteslästerung sei. Er betonte hingegen, dass das Kreuz das wahre Symbol Gottes sei, da es durch das Aufmalen auf die Schilde der Soldaten Konstantins des Großen zum Sieg des Christentums beigetragen habe.

Daher ließ er Ikone in Kirchen übertünchen und die Ikone am Tor des Palastes in Konstantinopel entfernen. Dies führte zu einem Handgemenge zwischen Gläubigen und Soldaten. Während des Vorfalls wurde der Hauptmann der Soldaten verletzt. Es handelt sich um die einzige dokumentierte gewaltsame Auseinandersetzung. Andere Gewalttaten sind uns nicht bekannt. Erst sein Sohn Konstantin V. kämpfte gegen die Bilderverehrer.

Wie sein Vater

Konstantin V. setzte die politischen Maßnahmen gegen die Bilder fort und verschärfte sie. Im Hippodrom von Konstantinopel wurden Tötungen durchgeführt und Klöster angegriffen. Vorher hatte sich eine Seuche in Byzanz ausgebreitet, die Konstantin als göttliche Strafe auffasste. Unklar bleibt jedoch, ob es sich ausschließlich um eine Verfolgung von Bilderverehrern handelte oder Konstantin V. ein Tyrann war, der die Bevölkerung unterdrückte.

Wie sein Vater Leo III. diskutierte auch Konstantin mit Theologen. Er ging sogar so weit und berief die Synode von Hiereia im Jahr 754 ein. In diesem Konzil wurden die Ikonen in der gesamten Kirche verboten, was von der Kirche von Rom jedoch strikt abgelehnt wurde. In den Kirchen wurden Ikonen abgehängt oder übertüncht und teilweise durch ein Kreuz ersetzt. Jedoch wurde das nicht überall praktiziert. Das Konzil beschloss einstimmig das Verbot der Ikonen, aber die Maßnahme wurde nicht im gesamten Reich durchgeführt.

Die Retterin in der Not

Nach dem Tod von Konstantin V. wurde Irene zur Regentin des byzantinischen Reiches ernannt. Sie stand ihren Söhnen Konstantin VI. und Leo IV. vor. Unter ihrer Leitung wurde das Konzil von Nikaia einberufen, welches heute zu den sieben ökumenischen Konzilen gezählt wird. Mit der Zustimmung der Patriarchate von Konstantinopel, Alexandrien, Antiochia, Jerusalem und Rom wurden die Beschlüsse des Konzils feierlich verkündet. Rom spielte eine wichtige Rolle beim Konzil von Nikaia, da es sich Konstantin V. widersetzte und das Konzil von Hiereia nicht anerkannte. Ohne die Zustimmung Roms, das sich zu dieser Zeit bereits von Konstantinopel distanzierte, wäre der Beschluss der gesamtkirchlichen Synode ungültig gewesen.

Besonders erwähnenswert ist die Liste der Vergehen der Anhänger der Bilderstürmer, die nur wenige Bilderzerstörungen und fast alle rehabilitierten Bischöfe umfasste. Besonders einer wurde rehabilitiert: Johannes von Damaskus. Er war ein bedeutender Gegner des Kaisers Leo III. und Konstantin V. Seine Gegenposition war, dass die Verehrung durch die Ikone Christus und nicht dem Holz gilt. Denn das Bild ist ein Abbild des Urbildes und trägt immer ein Stück der Person mit sich. Auf diese Weise wird Christus durch die Ikone in die Wirklichkeit geholt und ihm gebührt die Verehrung und nicht dem Material. Diese Glaubensüberzeugung wird bis heute von der orthodoxen Kirche beibehalten.

Alexander Radej