Bomben auf Kirchen

Die Gewalt des IS nimmt weiter zu. Am 11.12. gab es einen der schwersten Anschläge in Kairo. Ein Selbstmordattentäter gelangte in die Sankt Peter und Paul Kirche und sprengte sich in die Luft. Auf Facebook wurde wenig Trauer bekundet. Keine Profilbilder mit ägyptischen Flaggen umhüllt. Es fehlen sämtliche Bekenntnisse, die die Trauer der deutschen Christen ausdrücken. Europas Christen sollten sich aber mit den Kopten solidarisieren.

Foto: Etereuti – pixabay

Im Jahre 2011 kommt es zum Paukenschlag in Ägypten: Husni Mubarak, der ägyptische Staatspräsident, tritt zurück. Tausende Demonstranten befinden sich zu der Zeit in Kairo und feiern seine Abdankung. Was den ägyptischen Christen in der Zukunft begegnen wird ist noch nicht in Sicht. Mubarak hatte versucht, Streitigkeiten zwischen Christen und Muslimen zu unterbinden. Die Muslimbrüder versuchten einen Keil zwischen beide Religionen zu treiben, doch erst als der IS in Ägypten Fuß fasste, entflammten erbitterte Angriffe auf die christliche Minderheit der Kopten.

Im Laufe der Zeit führte der IS zahlreiche Attentate auf der Sinai-Halbinsel aus. Ebenso gab es Enthauptungen an der Grenze zu Lybien. Trotz der zahlreichen Nachrichten und Fotos über die Gräueltaten des IS reagieren die Christen im Westen mäßig bestürzt. Es herrscht eine „Es ist da halt so“-Einstellung. Wenn in Frankreich, in der Stadt Saint-Etienne-du-Rouvray, ein katholischer Priester in der Kirche ermordet wird bekunden die deutschen Bischöfe Solidarität.

Tausende Tote

Die Ägyptischen Christen scheinen für die Glaubensgeschwister in Europa fremd zu sein. Vergessen zu sein scheint: Die koptischen Christen leiden mitunter am stärksten im Orient. Unter Mubarak wurden viele Schandtaten verhindert. Diese nahmen aber nach dessen Rücktritt stark zu. Das liegt einerseits am gänzlichen fehlenden staatlichen Eingreifen, aber auch am Erstarken von radikal islamistischen Gruppierungen wie den Muslimbrüdern. Unter ihren wurden die Christen stärker reglementiert und die Akzeptanz in der Bevölkerung sank tiefer als unter Mubarak. Es führte zu einer Verdrängung der koptischen Christen an den Rand der Gesellschaft und dem fehlenden Schutz der Christen vor Gewalttaten.

Der IS hob die Gewalt gegen die Kopten auf ein anderes Niveau: Kopten werden in Massenexekutionen zum Übertritt zum Islam gezwungen. Selbst dann ist das Überleben nicht hundertprozentig sicher, da der IS wahllos Menschen tötet, ob Christen oder Muslime. Es werden mehr Kirchen denn je direkt angegriffen und zerstört. Anschläge in Kirchen sind keine Seltenheit mehr. Dennoch war die Attacke in der Hauptstadt Kairo eines der größten Attentate, die die Kopten zu ertragen hatten.

Der Krieg zieht mit

Millionen Flüchtlinge wollen nach Europa. Doch nicht alle sind Muslime. Die christliche Minderheit, die nach Europa will, wird meist mit den Muslimen über einen Kamm geschoren. Denn die Kopten sehen fast gleich aus wie die Muslime. Bis auf ein kleines Kreuz an der Unterseite des Handgelenks, haben sie nur ein zweites unsichtbares Zeichen: Die Taufe. Den Kopten geht es in Flüchtlingsheimen schlecht. In einigen Lagern werden sie weiterhin von Muslimen beleidigt und sind der Gewalt weiterhin ausgesetzt. Die Verfolgung ist mit ihnen gezogen.

Die Angriffe auf Flüchtlingsheime verschlechtert ihre Situation. Einige der deutschen Mitbürger halten ebendiese Christen für Moslems und schaden Ihnen durch die Entzündung der Flüchtlingsunterkünfte. Pegida und AfD sprechen sich offen gegen eine „Islamisierung des Abendlandes“ aus und befürworten vehement christliche Werte. Dennoch greifen sie das Christentum an, ob Kopten oder die Griechisch-Katholischen Christen aus Syrien.

Die „Flüchtlingskrise“ als Chance

Der Moment der Solidarität beginnt nicht auf Facebook, sondern in den europäischen Flüchtlingsheimen. Dieser Ort soll als Begegnungsstätte dienen, damit die Europäer, die Koptischen Christen, aber auch Muslime sich gegenseitig kennenlernen können. Es sollte mehr für die Verständigung zwischen Christen und Muslimen sowie zwischen Europäern und Orientalen erreicht werden. Der „Fremde“ ist in Europa angekommen und dies sollte als Chance für eine gemeinsame Verständigung genutzt werden. Ihm sollte geholfen werden, die traumatischen Erlebnisse aus seinem Heimatland zu überwinden, und es sollten weitere Spätfolgen der seelischen Belastung verhindert werden.

Schon alleine bekennende Worte zu den Christen im Nahen Osten kann das Gefühl vermitteln, sich mit den Menschen dort zu beschäftigen. Zwar würde das den Christen nicht direkt helfen, aber eine Solidarisierung ist das Mindeste, was Europa und die europäischen Bischöfe tun können. Aber auch der einzelne Christ kann etwas tun: Nämlich sein Profilbild in eine ägyptische Fahne hüllen.

Alexander Radej