Der Islam ist keine einheitliche Religion. Eine islamische Gruppierung erscheint unbedeutend, die Ahmadiyya. Sie sind ein Teil des Islams, gelten aber als Herätiker. Aufgrund ihres zwar missionarischen, aber dennoch liberalen Charakters, erscheinen die Ahmadiyya als ein anderer Islam, wie er in den Medien dargestellt wird.
Islam ist nicht Islam
Der Islam hat zahlreiche Seiten. Neben der weitverbreiteten Richtung der Sunniten, gibt es die Shiiten, Aleviten, Ahmadiyya und viele sonstige Richtungen. Die Ahmadiyya Gemeinden stechen besonders heraus. Im Islam ist Mohammed als der letzte große Prophet bekannt. Im Glauben der Ahmadiyya ist der Gründer Mirza Ghulam Ahmad ein neuer Prophet und Messias, der durch Mohammed prophezeit wurde. Ihm und seiner Lehre kommt eine herausragende Stellung zu.
Rastagar Ahmad Munir, ein junger Gläubiger Moslem der Nuur Moschee aus Frankfurt am Main, gehört der Richtung der Ahmadiyya an. Für ihn ist klar: Der Islam bedeutet Frieden. Der Glaube ist eine junge Abspaltung innerhalb des Islams. 1901 wurden die erste Gesellschaft der „Ahmadiyya Musalmanns“ in der britisch-indischen Verwaltung eingetragen. Heutzutage befinden sich 74% der Ahmadiyya Gemeinden in den ehemaligen indischen Gebieten des heutigen Pakistans. Die zentrale Verwaltung der Glaubensgemeinschaft liegt in London.
Trotz aller Versuche Anerkennung zu erlangen, werden die Ahmadiyya innerhalb des Islams als Häretiker angesehen. In einigen islamischen Ländern werden ihre Gemeinden verfolgt, da sie missionarischen Charakter haben und einer falschen Lehre anhängen. Einst als revolutionäre Bewegung gedacht, will der Ahmadiyyaglaube zurück zum ursprünglichen Islam finden. Die Imame versuchen den Koran anders zu auszulegen, indem sie den Koran nicht wörtlich nehmen und einen Teil der Worte Mohammeds als Gleichnisse behandeln.
Die Stellung der Frau
Die Stellung der Frau ist eines der laufend diskutierten Themen innerhalb und außerhalb des Islams. In deutschen Flüchtlingsheimen werden weiblichen Betreuern keine Beachtung geschenkt und der Handschlag verweigert. Neben der kulturellen Ebene, die nicht einfach abgelegt werden kann und eine Zeit der Anpassung benötigt, spricht Munir über den Handschlag.
Der Ahmadiyyaglaube versucht die Gleichstellung zwischen Mann und Frau zu fördern. Laut ihrer Lehre wird zwischen Frau und Mann unterschieden, da sie aufgrund ihrer biologischen Natur verschieden sind. Die Argumentation beläuft sich darauf, dass eine Frau nur Kinder gebären kann und der Mann nicht. Somit ist von der Natur her keine Gleichstellung gegeben. Der Glaube sagt aber auch, die Frau und der Mann seien aus dem gleichen Wesen entstanden, sodass sie gleiche Rechte besitzen. Vielmehr noch ist im Ahmadiyyaglauben die Frau dem Mann übergeordnet. Das lässt sich theologisch aus den Worten des Propheten Mohammed herauslesen, indem er sagt, dass das Paradies zu den Füßen der Mütter und nicht der Väter liegt.
Die Begründung für die Verweigerung des Handschlages erklärt sich durch die Theologie. Frauen werden im Koran als Königinnen betrachtet, weswegen man keine Frau anfassen darf. Ebenso sei im orthodoxen Judentum der Handschlag mit der Frau ebenso verboten. Warum reichen Muslime Frauen dennoch im westlichen Kulturkreis die Hand? Laut Munir ist eine Beleidigung der Frau, durch die Ablehnung des Handschlags die größere Sünde.
Politik und Kultur
Aufgrund von Problemen in der Intergrierung von Flüchtlingen, werden öfter kulturelle Probleme zwischen Muslimen und Europäern angesprochen. Neben der Stellung der Frau, ist die Verhaltensweise innerhalb der Gesellschaft auffällig. Kulturelle Interaktion ist das Trinken von Alkohol. Muslime trinken bekanntlich keinen. Laut Munir gibt der Islam gute moralische Werte weiter. Der Konsum von Alkohol ist für den menschlichen Körper teilweise schädlich. Die Schädigung des Körpers, verbietet der Islam. Somit wird eine Regel des Islam in die gesellschaftliche Interaktion übertragen.
Der Konsum von Alkohol in der europäischen Gesellschaft ist nicht mehr notwendig. Es dient aber dem Beispiel, dass wenn eine Regel aus dem Koran mit der gesellschaftlich vereinbar ist, sie ausgelebt werden kann. Steht aber eine Regel aus dem Koran gegen die Gesellschaft, muss abgewogen werden, worin der größere Schaden liegt. Der islamische Glaube der Ahmadiyya ist durchaus kompromissbereit.
Die Kritik am Ahmadiyyaglauben
Die Angst vor dem reformierten Islam ist in der deutschen Medienlandschaft weit verbreitet. Aufgrund des ambitionierten Moscheenbau gerät die Glaubensgemeinschaft zunehmend in die Schlagzeilen. Über 1200 Moscheen besitzt die islamische Reformbewegung in Europa. Die Moscheen werden „Kalifats Stützpunkte“ genannt, da die Achmadiyya der Theologie folgen, überall auf der Welt Kalifate zu bilden.
Hingegen sind die Kalifate mit Diözesen gleichzustellen, welche sie überall auf der Welt errichten wollen. Ebenso verzichten die Achmadiyya auf jegliche Form der gewaltsamen Missionierung. Das ergibt sich aus der Entstehungsgeschichte:
Die Achmadiyya wurden als Reformbewegung gegen einen gewaltsamen Islam gegründet. Sie sprechen sich in ihren Schriften strikt gegen die Gewalt im Islam aus und behaupten, dass die Worte Mohammeds unreflektiert von den historischen Ereignissen des Propheten gesehen werden. So entstehen, laut der Ahmadiyya, der Hass gegen die Christen.
Erkennbar ist: Der Ahmadiyya ist eine Reformbewegung des Islams. Er ist eine der wenigen Richtungen, welche eine organisierte Struktur haben und ein gewähltes Oberhaupt besitzen. Durch die Betonung der Nächstenliebe und Gleichstellung zwischen Mann und Frau, ist die Lehre der Ahmadiyya nicht militant, sondern versucht in einen Dialog zwischen der westlichen Bevölkerung und anderen Religionen zu treten. Sie bildet eine Renaissancebewegung für den Islam und zeigt: Der Islam ist im Kern friedlich.