Georgischer Fernsehsender der Blasphemie bezichtigt
Die Georgisch-Orthodoxe Kirche hat zum Boykott des Fernsehsenders Rustavi 2 aufgerufen, auf dem ein vermeintlich blasphemisches Kunstwerk gezeigt wurde. Dies heizt die laufende Zensurdebatte in der georgischen Politik erneut an. OC Media berichtet.
Die Künstlerin Lia Ukleba hat in der Talkshow Archevani des georgischen Senders Rustavi 2 ein Gemälde präsentiert, auf der die Gottesmutter mit einer auf sich selbst gerichteten Pistole dargestellt ist. Der Moderator der Sendung, Giorgi Gabunia, nutzte das Gemälde um gegen einen Gesetzesvorschlag konservativer Parteien zu protestieren, der Kunstwerke verbieten soll, die die „Rechte Anderer verletzen“. Repräsentanten der Georgisch-Orthodoxen Kirche äußerten sich kritisch gegenüber der Sendung. Metropolit Iobi von Ruisi-Urbnisi nannte Gabunia einen „Diener des Teufels“ und forderte die Schließung des Senders. Erzpriester Shio Mujiri, der den georgischen Patriarchen Ilia II in Falle von Krankheit oder Tod vorrübergehend veretreten soll, nannte den Sender nicht explitit, verglich aber eine „gewisse blasphemische Fernsehsendung“ mit der antireligiösen Gewalt der Bolschewiken. Gabunia geriet bereits in der Vergangenheit in Kritik für einen ebenso politisch motivierten Jesus-Witz. Damals entschuldigte sich der Sender. Bei der jüngsten Kontroverse zeigt sich Rustavi 2 allerdings solidarisch mit seinem Moderator und warnte die Orthodoxe Kirche, im Falle von gewalttätigen Übergriffen auf Mitarbeiter des Senders, die Kirche dafür verantwortlich zu machen. Ana Natswlischwili, die Parlamentssekretärin des georgischen Präsidenten Giorgi Margwelaschwili, betonte ebenfalls, dass Georgien kein theokratischer Staat sei und Sicherheit für Presse und Journalisten gewährleistet sein muss. „Zensur ist inakteptabel“, führte Natswlischwili fort. (sb)