Grabeskirche als politisches Symbol
Die Kirchenoberen der Grabeskirche haben über mehrere Tage hinweg die Kirche geschlossen. Grund dafür war ein umstrittenes israelisches Gesetz und Steuernachforderungen. Aber war die Schließung gerechtfertigt?
Die Kirchenoberen stehen vor der verschlossenen Tür der Grabeskirche und sagen, dass die Kirche heute geschlossen ist. Es wird von einer „systematischen Kampagne gegen die Kirchen und die christliche Gemeinde im Heiligen Land“ gesprochen. Die Frustration ist bei den ankommenden Pilgern groß. Die Kirche, in der Christus begraben wurde, wird zum politischen Symbol. Mit der Schließung wächst der Druck auf die israelische Regierung, welche ein Gesetz zur Enteignung von Immobilienverkäufen durchdrücken will. Von der Kirche verkauftes Land an private Investoren kann durch das Gesetz verstaatlicht werden. Außerdem stehen Steuerrückzahlung im Raum: Knappe 152 Millionen Dollar sollen an den israelischen Staat gezahlt werden. Die Steuereinnahmen betreffen nicht die Kirchen, sondern eher Gebäude wie Gasthäuser.
Warum das Ganze?
Der Jerusalemer Patriarch Theophil III. steht schon seit Monaten in der Kritik. Land, welches der Kirche gehört, verkauft das Kirchenoberhaupt gewinnbringend an private Investoren. Die Gläubigen demonstrierten und griffen sogar den Patriarchen am orthodoxen Weihnachtsfest am 06.01. an, weil sie empört von seinen willkürlichen Verkäufen sind. Selbst der Zentralrat der orthodoxen Christen in Jordanien enthüllte Dokumente, die den systematischen Verkauf von Ländereien dokumentierten.
Das Patriarch Theophilos III. jetzt auf die Straße geht und lautstark behauptet, die Kirche würde systematisch verfolgt werden, ist mehr als ironisch. Das israelische Gesetz würde den Landverkauf einschränken und der Kirchenobere müsste um seinen Profit bangen. Genug Geld um die Steuerrückzahlungen zu bezahlen, hat die orthodoxe Kirche zumindest parat. Bei den massiven Landverkäufen könnte die Kirche die Rückzahlungen wahrscheinlich aus der Portokasse bezahlen. Aber die Kirchen wollen ihr Einkommen nicht offen legen, sodass über das Geld nur spekuliert werden kann.
Politisches Symbol: Kirche
Die geschlossene Grabeskirche wird zum politischen Symbol. Die Kirche, in der der Herr begraben wurde, wird geschlossen und zahlreiche Pilgern müssen vor den Toren der Kirche verweilen. Das erste Mal überhaupt. Die Gläubigen sind zurecht verzweifelt, einige verstehen sogar die Situation der Kirchen.
Die Kirchenoberen wissen aber, dass die Schließung der Grabeskirche hohe mediale Reichweite hervorrufen wird. Nicht nur das: Das Tourismuszentrum Jerusalem wird dadurch massiv eingeschränkt, schließlich gibt es zahlreiche Pilger, die nur wegen der Grabeskirche Jerusalem besuchen. Die Aufmerksamkeit haben die Kirchen nun bekommen und von ihrem, ach so schlimmen Joch, erzählt. Jedoch sprach keiner der Kirchenoberen von den zahlreichen Landverkäufen und den nicht kirchlichen Gebäuden die Unsummen von Geld erwirtschaften. Stattdessen wird ein Vergleich zur Judenverfolgung im Dritten Reich gezogen. Dadurch wird der israelische Staat kritisiert und zum Sinnbild des Bösen. Keinesfalls soll hier Israel geschützt werden, doch es gibt gute Gründe, warum dieses Gesetz und Steuerforderungen ausgesprochen wurden.
Offene Türen
Die Türen der Grabeskirche wurden wieder geöffnet. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu legte den gesamten Prozess von israelischer Seite auf Eis. Weder Steuerforderungen, noch Gesetzesentwurf werden weiter bearbeitet, damit eine geeignete Lösung für alle Parteien gefunden werden kann. Nun wird eine Kommission, bestehen aus dem Bürgermeister Jerusalems Nir Barkat und weiteren Ministern, sowie den Kirchenoberen, eine Lösung erarbeiten. Jedoch berufen sich die Kirchen weiterhin auf ihre Steuerbefreiung.
Das Gesetz ist allemal notwendig und die Kirchen sollten sich nicht durch dessen Ablehnung weiter verdächtig machen. Bereits wurden die illegalen Landverkäufe des Patriarchen offengelegt. Die Steuerrückzahlungen von gewinnerwirtschafteten Gebäuden sollten ebenso beglichen werden, ganz nach dem Motto „Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist“. Denn die Kirchen im Heiligen Land hätten das Geld, um die Steuerschulden zu begleichen. Vielleicht nicht sofort auf Pump, aber zumindest in einem gewissen Zeitrahmen.