Was ist Religion?
In der heutigen Gesellschaft wird häufig über die unterschiedlichen Religionen diskutiert. Aber was bedeutet eigentlich der Begriff „Religion“? Aufgrund der mannigfaltigen Nutzung des Begriffes fällt es schwer, diesen zu definieren. Ob fromm, gottesfürchtig oder gläubig: All diese Begriffe umschreiben den Begriff der Religion nur, definieren diesen aber nicht.
„Ich bin religiös!“ ist ein häufig ausgesprochener Satz von Gläubigen. Jedoch ist das Wort „religiös“ irreführend. Er wird genutzt um die eigene Zugehörigkeit und Spiritualität zum Ausdruck zu bringen. Jedoch ist diese Nutzung nicht ganz richtig: Der Begriff der Religion wird durch die Epochen hindurch unterschiedlich genutzt.
Es ist nicht klar
Der Begriff der Religion ist nicht klar definierbar. Die meisten Deutungen beginnen beim römischen Autor Cicero und Enden bei Friedrich Schleiermacher. Jedoch ist der Begriff der Religion erst Ende des 19. Jahrhunderts entstanden und versucht worden zu definieren. Eben das macht es schwierig, den Begriff der Religion zu erläutern. In unterschiedlichen Epochen der Menschheitsgeschichte wurde der Begriff anders gedeutet und genutzt. Auch Goethes Faust stellt die berühmte Gretchenfrage: „Nun sag mir, wie hast du’s mir der Religion?“.
Heutzutage nutzen wir den Begriff, um eine bestimmte Gruppe zu definieren. Wir sagen „es handelt sich um eine religiöse Gruppierung“, wenn diese einen klaren Bezug auf einen Gott oder Heiliges haben. Wenn jemand besonders religiös ist, heißt es er ist besonders fromm. Der religiöse Mensch geht regelmäßig in die Kirche und versucht seiner Frömmigkeit Ausdruck zu verleihen.
Heutige mögliche Definitionen
Es gibt in der Forschung drei mögliche Definitionen. Die erste Möglichkeit ist, den Begriff dogmatisch auszudifferenzieren. Wenn der Mensch über Gott spricht und das Übernatürliche einer Religion definiert, gehört das zur Religion. Gott wird innerhalb einer Religion erfahren und diese Erfahrung wird weitervermittelt. Meist entwickeln sich daraus Dogmen, welche festsetzen, wie Gott zu sein scheint. Diese Glaubensgrundsätze dienen in erster Linie um Glaubensgemeinschaften zu verbinden oder zu trennen.
Die zweite Möglichkeit wäre es die Religion von ihrer Funktion her zu definieren. Eine Religion ist ein Phänomen, was dem Menschen einen Nutzen bringt. Wenn also der Gläubige in die Kirche geht, bekommt er den Segen und Schutz Gottes. Das Gleiche gilt, wenn er den Schutz von einem Heiligen vor Antritt seiner Reise erfleht. Dabei nutzt er die Religion und versucht etwas zu bekommen, was er selbst nicht beeinflussen kann.
Ist das die Definition?
Die letzte Möglichkeit ist die diskursive. Das bedeutet so viel, dass ein Mensch sich aus jeder Glaubensvorstellung das herausnimmt, was ihm zusagt. Er baut sich quasi ein buntes Potpourri aus Bibel, Quran, Heiligenviten und Buddhismus zusammen und lässt unangenehme Vorstellungen außen vor, wie beispielsweise die Idee der Hölle. Das scheint heutzutage die gängige Umgangsform mit den Religionen zu sein: Ich nehme mir den Glaubensgrundsatz heraus, der zu mir passt.
Alle drei Aspekte umschreiben den Begriff der Religion und zeigen ihre Funktion auf. Ob dogmatisch, funktionalistisch oder diskursiv. In jedem Gläubigen steckt zu mindestens ein kleiner Teil von allen drei Aspekten. Besonders in der Orthodoxie treffen die drei Ideen aufeinander: Die Konzile und Kanones des Kirchenrechtes sind das Dogma, die Gebete zu Christus und den Heiligen sind funktional und das Diskursive ergibt sich aus der vielfältigen Theologie der Orthodoxie.