Ewiges Gedenken – die Memoria
Ein russischer Mann, möchte in Idstein eine neue Kirche bauen lassen. Dadurch unterstützt er die Kirche und eine neue Gemeinde, indem er den benötigten Kirchenraum schafft. Viel mehr noch, geht er dabei einem alten Brauch, der „Memoria“, nach. Was bedeutet das eigentlich und erkauft sich der Mann somit das Himmelreich?
Gläubige Menschen mit viel Geld bauen oft Kirchen, spenden an Gemeinden oder Klöster oder finanzieren ganze Kirchenbauten. Dabei sagen viele Gläubige, der reiche Christ wolle sich somit das Reich Gottes erkaufen und in das ewige Leben eingehen. Klar ist: Der Brauch der Kirchenstiftungen ist alt und wird, damals wie heute, respektiert. Jedoch wird das unter Gläubigen oft kritisiert.
Suspekt erscheint der Brauch schon, wenn man bedenkt, dass arme Menschen sich das Reich Gottes nicht kaufen können. Christus sagte schließlich, dass eher ein Armer, als ein Wohlhabender in das Reich Gottes eingehen wird. Damit entsteht eine Kontroverse, die aufgeklärt werden muss.
Christus vs. Brauchtum
Wer eine Kirche baut erlangt nicht automatisch das Reich Gottes. Genau wie das Fasten, Beten oder Beichten, ist die Finanzierung von Kirchengebäude nur ein kleines Puzzelstück des geistigen Lebens. Wer eine Kirche baut, aber nie in die Kirche geht und im Alltag Menschen Schaden zufügt und diese nicht beichtet, wird es schwer haben in das Himmelreich zu kommen.
Genau darin liegt das Problem des Brauches: Wer spendet muss sich im Alltag nicht mehr um das geistige Leben Sorgen. Ein schwerer Fehlschluss. Da es sich nur um einen kleinen Teil des christlichen Lebens handelt, sollte das geistige Leben, besonders das Gespräch mit dem Priester, nicht vernachlässigt werden. Denn mit dem Reichtum kommt gelegentlich auch der Hochmut, so sagt man.
Das Brauchtum der Kirche
Der Brauch ist für die Kirchenoberen eine Ehre, trotz des möglichen geistigen Abfalls. Die Stifter der Kirche werden in der Liturgie memoriert, daher das Wort „Memoria“. Ihre Erwähnung soll ihnen vor und nach dem Tod die Gunst Gottes zusichern. Ebenso wird über dem Eingangsportal eine Ikone der Stifter gemalt, damit sich ihrer jeder erinnern kann. Auch hier findet die praktische Anwendung der Memoria statt.
Manchmal bekommen sie sogar einen Ehrenplatz in der Kirche, was ihre regelmäßige Teilnahme am Gottesdienst voraussetzt. Hier zeigt sich der Kern des Brauches: Sie dürfen einen bestimmten Platz innehaben, damit sich die Gemeinde für den Bau der Kirche bedanken darf, schließlich hat der Stifter den Gemeinderaum finanziert. Jedoch muss er sich versuchen tadellos zu verhalten, da alle Blicke auf ihn gerichtet sind.
Kritik am Brauch
Gerechtfertigt ist die Kritik am Brauch, wenn der Stifter sich damit rühmt, die Kirche erbaut zu haben. Jedoch sollte er als Gleicher unter Gleichen behandelt werden, da er sonst das Gefühl erhält, etwas Besseres zu sein. Es ist also immer ein Zusammenspiel von Gemeinde und Stifter, die die Spannungen fördert. Somit müssen alle Beteiligten am Umgang miteinander arbeiten, damit kein Konflikt entsteht.
Letzten Endes ist der Brauch gerechtfertig und brachte der Kirche immer wieder Reichtum ein. Nicht nur Kirchengebäude, sondern Ikonen oder Reliquiare werden gestiftet. Aber die Kirche muss sich schließlich erhalten und ist auf solche Spenden angewiesen. Klöster umso mehr, wenn sie klein sind und sich nicht selbst erhalten können. Eben dort sind die Spenden angebracht, damit die Zukunft der Mönche und Nonnen erhalten bleibt. Der Stifter hat eben auch noch was davon, nämlich die Gebete der Gläubigen.